Am 31. August ist es wieder so weit: Der 23. Nationalpark-Bike-Marathon findet statt. Über fünf Strecken messen sich hunderte Bikerinnen und Biker rund um den Schweizerischen Nationalpark. Für einen reibungslosen Ablauf sorgen zahlreiche Voluntari – unter ihnen auch Aldo Rodigari aus Fuldera.

Herr Rodigari, nicht viele Leute zeigen ein so grosses Durchhaltevermögen wie Sie, wenn es um freiwillige Einsätze bei Veranstaltungen geht. Was sind Ihre Beweggründe?
Aldo Rodigari: Da gibt es gleich mehrere: Ich habe Freude am Sport, helfe bei solchen Anlässen gerne mit und Neinsagen liegt mir nicht. Der Nationalpark-Bike-Marathon ist ein sportlicher Grossanlass und bringt Wertschöpfung in unsere Region, was uns allen zugute kommt. Vor 23 Jahren war ich Gemein­depräsident von Fuldera. Das damalige OK hat die Gemeinde Fuldera als Startort der Jauer-Strecke angefragt, und somit war ich als Gemeindepräsident natürlich in der Pflicht. Ich konnte in all den Jahren immer auf die Unterstützung eines guten Helferteams zählen. Einige waren und sind auch schon mehrere Jahre dabei und kennen jeden Handgriff.

Was sind ihre Aufgaben im Vorfeld und am Austragungstag selber, und welche Hürden gibt es zu meistern?
Am Freitagabend wird das Startgelände aufgebaut. Wir sind ein eingespieltes Team und können auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen, sodass der Zeitaufwand mittlerweile nicht mehr so gross ist. Am Eventtag selber müssen wir für die Startnummernausgabe um sechs Uhr früh auf dem Posten sein. Es gibt Teilnehmende, die schon vorher da sind und uns ungeduldig erwarten. Um halb sieben kommt der Shuttlebus mit den Startenden der Jauer-Strecke aus Scuol an. Da läuft es dann bis zum Start um 7.15 Uhr ziemlich rund und die Nervosität ist spürbar. In Fuldera haben wir einen «fliegenden» Start, das heisst, es fahren nicht alle gleichzeitig in einem Pulk los. Ich bin in der Startphase auch Speaker. Nach dem Start muss umgehend der Verpflegungspos­ten bereitgestellt werden, denn etwa ab halb neun Uhr kommen die ersten Biker der Vallader-Strecke in Fuldera an und wollen sich stärken. Gegen zehn Uhr trifft der Besenwagen ein, der letzte Fahrer aus Scuol sollte nun Fuldera passiert haben, und wir können uns ans Aufräumen machen.

Was macht den Nationalpark-Bike-Marathon in ihren Augen so besonders?
Es ist die Atmosphäre am Start, die mich jedes Jahr immer wieder begeistert. Man spürt den Wettkampfgeist unter den Teilnehmenden, die sich jedoch alle trotz Nervosität fair verhalten. Und ich weiss, dass sie ab Fuldera die unvergleichlich schöne Strecke durch das Val Mora vor sich haben, die zwar einiges an Kondition abverlangt, aber eine spektakuläre Kulisse bietet. Der Bike-Marathon ist auch für mich als Voluntari ein schönes Erlebnis.

Gibt es einen Bike-Marathon, der ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, den gibt es. Es war vor zwei Jahren. Da regnete es tags zuvor in Strömen und wir wussten nicht, ob das Val Mora befahren werden kann, weil etliche Muren die Strecke verwüsteten. Remo Malgiaritta, ein routinierter Biker und selber mehrfacher Teilneh­mer am Bike-Marathon, testete die Route in der Früh am Marathontag und gab «grünes Licht». Im hinteren Teil des Val Mora jedoch war die Durchfahrt erschwert. Wir mussten von unseren Voluntaris in Fuldera einige als Streckenposten dahin abdelegieren, um die Fahrenden vor Ort auf die Gefahren hinzuweisen. Ein Heli flog die Streckenposten nach Palüetta, damit sie rechtzeitig dort waren. Das alles musste innert kürzester Zeit organisiert werden, was natürlich bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen hat.

Sie engagieren sich auch sonst im Sport- und Kulturgeschehen im Val Müstair. Welche Funktionen haben Sie inne?
Mein Sportlerherz schlägt für den Fussball. So ist es nicht verwunderlich, dass ich beim Fussballclub Val Müstair als Coach und Trainer aktiv bin, nachdem ich viele Jahre Teil der Fussballelf im Club war. Der CB Val Müstair ist ein Club ohne Statuten, und wir nehmen an den Meisterschaftsspielen des VSS (Verband der Sportvereine Südtirols) teil. Zudem organisiere und koordi­niere ich den Kinderfussball im Tal. Zusammen mit weiteren Spielern des CB Val Müstair trainieren wir von Anfang Mai bis September einmal wöchentlich die fussballbegeisterten Mädchen und Knaben und nehmen an den Fussballturnieren in der Region teil. Kulturell bin ich als Präsident im Vorstand des Vereins der Kulturburg Fuldera «Società Chastè da Cultu­ra» engagiert. Auch in dieses Amt bin ich als ehemaliger Gemeindepräsident von Fuldera quasi reingerutscht. Im alten, nicht mehr für die Schule genutzten Schulhaus in Fuldera werden Theateraufführungen, Konzerte, Filme und Ausstellungen organisiert. Der Vorstand bespricht und beschliesst das Programm für die bevorstehende Saison, und ich bin hauptsächlich für die Finanzen und Kommunikation zuständig. Ohne das freiwillige Engagement des Vereinsvorstands läge die Zukunft des «Chastè da Cultu­ra» im Ungewissen, was für das Dorf Fuldera, aber auch für das ganze Val Müstair ein Verlust wäre.

Zur Person
Aldo Rodigari wohnt mit seiner Familie in Fuldera. Er arbeitet als Leiter Innendienst bei der Firma HOPPE AG in Müstair. Nebst seinen vielen Freizeitbeschäftigungen amtet er seit sechs Jahren als Schulratspräsident und war zwölf Jahre Vorstandsmitglied im Gemeinderat Val Müstair. Beständigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind seine Stärken, und diese setzt er gerne für das Gemeinwohl ein. 

Dieser Artikel ist erstmals im Unterengadiner Gästemagazin «Allegra» erschienen.
Interview: Annelise Albertin