Anfang dieser Woche hat jeder Haushalt der Gemeinde S-chanf ein Informationsblatt erhalten. Darin fordert die Gemeinde Bewohnerinnen und Bewohner sowie Zweitheimische auf, «sparsam und rücksichtsvoll» mit dem Trinkwasser umzugehen. Private Brunnen müssen abgestellt werden, es darf kein Trinkwasser für das Wässern von Gärten und Feldern benutzt werden und die öffentlichen Brunnen werden «bis auf Weiteres» abgestellt.

Die Gründe für diese temporären Massnahmen kennt Thomas Pinchera, Verantwortlicher Wasserversorgung bei den Gemeinden S-chanf und Zuoz: «Zwei der fünf Trinkwasserquellen können aktuell nicht genutzt werden». Eine Quelle wurde nach Unwettern im vergangenen Herbst verunreinigt und musste vom Trinkwassernetz genommen werden. Während des Winters hatte es aber genug Wasser, da die Wasserversorgung von S-chanf mit jener von Brail verbunden ist. Kürzlich wurde aber infolge eines Unwetters auch eine Quelle in Brail mit Oberflächenwasser verunreinigt. Die Gemeinde Zernez musste diese Quelle ausser Funktion setzen. «Jetzt sind wir an einem Limit der Wasserkapazität», sagt Thomas Pinchera.

Lösung innert nützlicher Frist
Laut dem Verantwortlichen für die Wasserversorgung ist die Gemeinde S-chanf intensiv damit beschäftigt, Lösungen zu suchen. Das Ziel sei, dass beide Quellen so schnell wie möglich reaktiviert werden können. Für die Quelle Murtiröl Dadoura auf Gemeindegebiet von S-chanf wird bereits ein Sanierungsprojekt für die Quelle, die Wasserfassung und die Wasserleitungen erarbeitet. Die entsprechenden Gelder für die Finanzierung der Totalsanierung hat die Gemeindeversammlung genehmigt. «Das Ziel ist, mit den Sanierungsarbeiten im kommenden Frühling zu starten», informiert Thomas Pinchera.

Als Sofortmassnahme für das aktuelle Problem wurde eine Begehung mit einem Geologen aufgegleist. «Kommende Woche sollte klar sein, für welche Lösung wir uns entscheiden», sagt der Verantwortliche für die Wasserversorgung. Berücksichtigt werden dabei Wasserhygiene, Hydraulik und die bestehenden Leitungen. Er ist zuversichtlich, dass «innert nützlicher Frist» sämtliches Wasser wieder in das Netz eingespeist werden kann.

Woher kommt Oberflächenwasser?

Kaum war das Informationsblatt der Gemeinde S-chanf publiziert, wurde Thomas Pinchera mit Anfragen - und auch mit unhaltbaren Gerüchten - konfrontiert. «Solange kein geologischer Bericht vorliegt, können wir keine Details zur Verunreinigung des Wassers kommunizieren», betont er. Der Berg sei naturgemäss immer in Bewegung, aber noch sei nicht klar, woher das Oberflächenwasser im Quellwasser komme. 

Aus Sicht der Gemeinde S-chanf befindet sich die betroffene Quelle in einem Felsen mit Gestein von hoher Qualität. Sobald die Expertise des Geologen vorliegt, wird die Bevölkerung informiert. «Das Trinkwasser, das aktuell aus dem Hahn kommt, ist sauber und qualitativ hochwertig», versichert Thomas Pinchera.