Heiss ist es an diesem Vormittag. Nicht nur sommerlich warm, nein, richtig brütend heiss. Als die lokale Feuerwehr die Wasserspritzen in Funktion setzt, geht es keine Minute, und die ersten Kinder und Jugendlichen springen jauchzend und lachend unter den Wasserstrahl. Schmunzelnd bleiben die Erwachsenen stehen und so manch einer hätte es den ausgelassenen Kids gerne nachgemacht. 

Es ist Samstag und die Eltern und Geschwister, Grosseltern und Freunde der Pfadis sind auf dem Lagerplatz unterhalb von Cumpadials bei Sumvitg angekommen. Sie schlendern am Lagercafé «Unsinkbar» am Ufer des Flusses vorbei und bewundern die Zeltpyramide, mit Aussichtsplattform, zu der eine lange Holztreppe hochführt. Wer Pfadis besucht, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, biegt nach der Pyramide links ab, denn die sogenannten Pios zelten etwas abseits der Abteilungen, gleich hinter der Lamakoppel. Rechts geht es zum Hauptlagerplatz und somit zu den jüngeren Kindern.

«Lamatrekking war das Coolste»
Die Lamas sind die grosse Attraktion des KALA. Sie sind nicht nur Maskottchen, sie sind auch Teil der Lagergeschichte und wurden während der ersten Lagerwoche im Programm der Kleinsten - der Wölfli - aktiv eingesetzt. «Das Lamatrekking war das Coolste», sagt Elias, der den Pfadinamen Quirl trägt. Der Zehnjährige gehört zur Abteilung Battasendas Capricorn Engiadina Bassa. Die Unterengadiner haben die Zelte unweit einer weiteren grossen Attraktion auf dem Lagerplatz aufgestellt hat: die lange Wasserrutschbahn der Pfadiabteilung aus Lenzburg. Neben den Bündner Pfadis wurden auch einzelne Abteilungen aus anderen Kantonen zum KALA eingeladen. 

Wie eine grosse Familie
Die Pfadis freuen sich, ihre Eltern über den Zeltplatz führen zu dürfen. Sie zeigen, wo das Sanitätszelt steht, wo sich die Waschanlage befindet, wo man Volleyball spielen kann und wo das Feld ist, auf dem gemeinsam Geländespiele, wie «Englische Bulldogge» gespielt werden. In den Küchenzelten der verschiedenen Abteilungen wird bereits fleissig das gemeinsame Mittagessen vorbereitet. Einige der Wölfli und Pios sind noch dabei, ihre Siebensachen zusammenzupacken, denn für sie geht das Kantonslager nach einer Woche zu Ende, während die Kinder der Pfadistufe mit ihren Leiterinnen und Leitern noch bis zum 3. August in der Surselva bleiben.

«Wir hatten eine tolle Lagerwoche mit sehr motivierten Kindern, super Wetter und wenigen Vorfällen», schwärmt die Wölflileiterin Ladina Crastan alias Womba, von Battasendas Capricorn Engiadina Bassa. Das Besondere bei den Bündner Pfadis sei, dass man sich untereinander kenne und es sich bei den regelmässigen Treffen wie eine grosse Familie anfühle. 

Viele neue Leute kennengelernt
Auch die Pfadiabteilung Battasendas Engiadin‘Ota ist am Zusammenpacken. Leiterin Julia Biffi alias Javana blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück. «Wir hatten sehr gutes Wetter, und das Wichtigste für uns Leiter war, dafür zu sorgen, dass alle genug zu trinken hatten und regelmässig Sonnenschutz auftrugen», sagt sie. Ein persönliches Highlight sei das Konzert am Freitagabend mit der Band Rondorchester gewesen, die vor zwei Jahren auch am Bundeslager MOVA in Goms (VS) gespielt hat. Es sei toll gewesen, wie textsicher die Kinder beim offiziellen MOVA-Lied immer noch gewesen seien.

Der zehnjährige Naiko meint, dass die ganze Woche sehr lustig gewesen sei. «Ich habe sehr viele neue Leute kennengelernt», erzählt der Oberengadiner. Und ausserdem habe ihm Nemo, der Koch der Abteilung, beigebracht, wie man einen Backflip macht (Rückwärtssprung aus dem Stand heraus).

Freunde treffen am Pfadilager
Inzwischen ist Mittagszeit, alle Eltern haben sich bei den jeweiligen Abteilungen ihrer Kinder eingefunden, um gemeinsam unter dem grossen Zelt, dem Sarasani, zu essen. Auch auf dem Familienlagerplatz etwas abseits des Hauptlagerplatzes wird gekocht und gegessen. Es ist das erste Mal, das am Kantonslager explizit auch Familien von ehemaligen Pfadfinderinnen und Pfadfindern eingeladen wurden. 

Während der ersten Lagerwoche wuselten 19 Kleinkinder zwischen den Zelten und Campern herum. Eine Mutter, die sich als Pumuckl vorstellt, erzählt, dass die Elternpaare der meisten Familien vor Ort sich sogar in der Pfadi kennengelernt haben. «Wir verbringen ein paar Tage im Lager, um Freunde zu treffen und um gemeinsam in Erinnerungen an alte Pfadi-Zeiten zu schwelgen. Unsere Kinder geniessen es zusammen zu spielen», sagt die Mutter zweier Kleinkinder. 

Wandern, spielen, lernen, singen
Rund 330 Kinder und Jugendliche mit ihren 140 Leiterinnen und Leitern reisten am 22. Juli ins «KaLaGR24». Passend zum Lagerthema nennen sich die Battasendas während der Lagerzeit «Lamasendas». «Wir sind hier auf der Insel Yunka Patapi mit vielen Völkern, die sich in der grossen Goldenen Stadt treffen. Sie üben unterschiedliche Handwerke aus und treiben untereinander Handel, wobei die Lamas die Transportmittel sind», erzählt Livia Benesch alias Karibu. Sie ist für Medien und Kommunikation am KALA zuständig.

 Während der ersten Woche gab es zahlreiche Aktivitäten für die Teilnehmenden. So wurde mit Speckstein Kunstwerke erschaffen, Bienenwachstücher wurden hergestellt, Hennatattoos gezeichnet, Freundschaftsbändeli geknüpft und Lamas gefilzt. Auch Tausch mit diversen Lamas fürs Lagerspiel wurde fleissig betrieben. Am ersten grossen Ausflugstag gab es verschiedene Optionen: Kletterpark, Goldwaschen, eine zweitägige Unternehmung oder ein Besuch in der Badi. Jeder Tag fand seinen Abschluss am Lagerfeuer beim gemeinsamen Singen. 

Nach der Abreise der Wölfli und Pios geht das Abenteuer für die Pfadis weiter. «In der zweiten Woche gibt es weiterhin Ausflüge, Wanderungen, Lamatrekking, Pfadisingen am Abend und genug Zeit, um viele Freundschaften fürs Leben zu schliessen», so Karibu.