Zwar kann man gemäss einer Mitteilung der Taskforce «Corona II Engadin» hoffen, dass die Krankheitsverläufe durch Omikron eher milder sein werden, aber die stark gestiegene Zahl an Fällen dürfe das Gesundheitswesen und Betriebe aller Branchen wohl vor enorme Herausforderungen stellen. Neben Erkrankten werde es zahlreiche Personen geben, die in Quarantäne bleiben müssten und nicht zur Arbeit erscheinen könnten. Dies insbesondere dann, wenn die Quarantäne-Bestimmungen wieder verschärft werden sollten. Die Taskforce «Corona II Engadin» hat die Betriebe aller Branchen bereits darauf hingewiesen, dass diese sich auf zahlreiche Personalausfälle einstellen sollten. 

 

20 von 95 Mitarbeitenden positiv

Bereits eingetreten ist dieses Szenario bei der Schweizer Skischule Corvatsch-Pontresina. 20 von 95 Mitarbeitenden wurden positiv getestet und befinden sich in Isolation. «Unsere Klassenlektionen in Pontresina fallen diese Woche aus, die Gäste reagieren aber mit Verständnis und sind flexibel», wird Geschäftsführer Stephan Müller in der Mitteilung zitiert. Seine Schule setzt im Hinblick auf diese Saison auf «2G». Ein Entscheid, der sich nun bewährt: «Weil alle unsere Mitarbeitenden genesen oder geimpft sind, können wir nun mit den verbleibenden Wintersportlehrern trotzdem weiterarbeiten.»

Aktuell ohne Ausfälle ist der Skiservice Corvatsch mit seinen 100 Mitarbeitenden, mit 14 Filialen der grösste Sporthändler in Graubünden. Geschäftsführer Conradin Conrad ist jedoch bereit, auf Personalausfälle zu reagieren: «Falls viel Personal ausfallen sollte, müssten wir unser Angebot ausdünnen. Unsere Planung geht von einzelnen Personalverschiebungen bis hin zur Schliessung einzelner Filialen, falls das nötig würde.»

 

Omikron ist viel ansteckender

Die Omikron-Variante ist erheblich ansteckender als die bisher dominierende Delta-Variante. Experten gehen davon aus, dass der Anstieg der Fallzahlen viel schneller kommen dürfte als in den bisherigen Wellen der Pandemie. Deshalb werden Bund und Kantone wohl nicht darum herumkommen, neue Massnahmen zu ergreifen, um die Spitäler vor einer Überlastung zu schützen, schätzt die Taskforce die aktuelle Lage ein. Diskutiert wird unter anderem die erneute Einführung einer Quarantäne für Kontaktpersonen von Angesteckten: Auch geimpfte Mitarbeitende müssten dann in Quarantäne, wenn sie Kontakt mit einem Angesteckten hatten. Schlagartig könnten so ganze Teams ausfallen, wenn ein Teammitglied positiv getestet wurde.

Wie genau sich die Regeln in den kommenden zwei Wochen ändern werden, ist noch nicht klar. Es liege aber auf der Hand, dass mit mehr Personalausfällen gerechnet werden müsse. Die Betriebe der Region müssten dabei nicht nur ihre eigenen Teams im Auge behalten. Auch Lieferanten und Dienstleister könnten durch Personalausfälle gezwungen werden, ihr Angebot zu reduzieren oder den Betrieb vorübergehend zu schliessen. Zudem müsse damit gerechnet werden, dass zentrale touristische Angebote der Region eingeschränkt werden können, wie das Beispiel der Skischule Corvatsch-Pontresina zeige. 

 

Aufruf zum Tragen von FFP2-Masken

Ob Sporthändler, Skischulen, Hotel oder Gemeindeverwaltungen: Um die Fortführung eines Betriebs möglichst lange sicherstellen zu können, sollten gemäss der Taskforce in jedem Unternehmen die Stellen identifiziert werden, die nicht ausfallen dürfen. Dann sei zu überlegen, wie diese bei Personalausfällen am Laufen gehalten werden. Beispielsweise könnten Mitarbeitende von anderen, weniger zentralen Bereichen aushelfen, oder ehemalige oder pensionierte Mitarbeitende könnten reaktiviert werden. 

«Bei allen Planspielen darf der praktische Schutz vor Ansteckungen nicht vergessen werden. Mitarbeitende, die viel Kontakt mit anderen Personen, etwa Gästen, Kundschaft oder unterschiedlichen Teams in einem Betrieb haben, sollten FFP2-Masken tragen. Diese schützen ihre Trägerinnen und Träger und deren Umgebung vor Aerosolen, die Corona-Viren enthalten können.» Um Ansteckungen früh zu erkennen, ruft die Taskforce die Betriebe auf, alle ihre Mitarbeitenden regelmässig zu testen, auch wenn diese geimpft sind. Angst vor der Quarantäne sei hier fehl am Platz: «Wird eine Ansteckung nicht entdeckt, weil eine Unternehmung keine Tests durchführt, kann sie schnell zum grossen Ausbruch werden und den gesamten Betrieb lahmlegen. Der Schaden ist in so einem Fall markant grösser als ein paar Tage Quarantäne für eine Person oder ihr Team.» (pd)

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