Ende der letzten Wintersaison hat die Gemeinde Pontresina auf der Schlosswiese einen Altschneehaufen von 780 Kubikmeter zusammengestossen und mit Styroporplatten und Vlies abgedeckt. Der zuständige Gemeindevorstand Roland Hinzer sagte damals gegenüber der EP/PL, dass man über den Sommer mit einem Verlust von rund 30 Prozent rechnen würde. Sollte es mehr sein, würde die Übung wohl abgebrochen werden. Was ein Blick auf den kümmerlichen Schneehaufen Ende des Sommers bereits erahnen liess, ist nun mit dem Schlussbericht zum Testversuch auch amtlich bestätigt worden: Das sogenannte Snowfarming wird in Pontresina nicht mehr weiterverfolgt, das hat der Gemeindevorstand entschieden.

80 Prozent weggeschmolzen
Rund 100 Kubikmeter Schnee sind bis Oktober übriggeblieben oder anders formuliert: statt der erhofften maximal 30 Prozent sind 80 Prozent des Altschnees weggeschmolzen. Für Hinzer und den Gemeindevorstand ist klar, dass das Experiment Snowfarming gescheitert ist. Andere Standorte werden gemäss Hinzer nicht geprüft. Bereits im Frühjahr hat er gesagt, dass eines der Kriterien für einen optimalen Standort die unmittelbare Nähe zur Loipe ist. «Bei möglichen anderen Optionen ist der Transportweg viel zu gross, das würde aus ökologischen Überlegungen keinen Sinn machen.»
Das Konservieren von Schnee über den Sommer (Snowfarming) ist nichts Neues und wird beispielsweise in Skandinavien schon seit über 20 Jahren praktiziert. Innerhalb der Schweiz ist Davos ein Vorreiter. Dort wird im Flüelatal Snowfarming im grossen Stil betrieben. Die Schneehaufen werden mit einer 40 Zentimeter dicken Sägemehlschicht bedeckt, sodass der Verlust über den Sommer nur 20 bis 30 Prozent beträgt. Mit diesem Schnee kann im Oktober jeweils eine vier Kilometer lange Langlaufloipe gespurt werden. Dass Sägemehl eine gute thermische Isolationswirkung hat, weiss man auch in Pontresina. Im Gegensatz zu Davos fehlt aber in Pontresina der Platz für die Lagerung des Sägemehls im Sommer.

Gleich schnell mit Schneeanlagen
Und ein weiterer Grund spricht aus Sicht des Gemeindevorstandes gegen das Snowfarming: Die Gemeinde verfügt heute über leistungsstarke Schneeerzeuger. Diese produzieren den Schnee, welchen es für ein Grundangebot braucht, in relativ kurzer Zeit. Sicher aber innerhalb der fünf bis sieben Tage, die es benötigt, damit der Untergrund bei entsprechenden Minustemperaturen gefriert. Gefrorener Boden wiederum wäre die Voraussetzung, um den konservierten Schnee ausbringen zu können. «In diesem Zeitraum kann der Schnee aber auch direkt produziert und auf den gefrorenen Boden ausgebracht werden», ist der Gemeindevorstand überzeugt.

Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg