Es war bisher ein äusserst erfolgreiches Jahr für die 20-jährige Anja Lozza aus Zuoz. Im März gewann sie an den Junioren-Weltmeisterschaften im Langlauf in Oberwiesenthal die Goldmedaille in der Staffel und im Juni hat sie das Gymnasium mit der Matura abgeschlossen. Zeit zum Ausruhen bleibt aber keine. Die vergangenen Tage weilte Lozza im Trainingslager in Magglingen, gerade hat sie eine Pause zwischen zwei Trainings. «Ich bin sehr zufrieden mit den Leistungstests», ist sie begeistert. Seit Juni ist sie Profisportlerin, trainiert durchschnittlich vier Stunden pro Tag und ist zurzeit jede zweite Woche in einem Trainingslager. Das ist ihr Fahrplan bis Ende November bevor in Goms der erste Wettkampf ansteht. «In diesem Jahr konzentriere ich mich voll und ganz auf das Langlaufen, was nächstes Jahr ist, weiss ich noch nicht», spricht Lozza über ihre Zukunftspläne. Danach würde sie gerne ein Studium in Biologie beginnen, «allerdings ist dies nicht ganz einfach mit dem Sport zu kombinieren», ist sie realistisch, weshalb sie allenfalls das Studium noch aufschieben wird.

Die Loipe vor der Haustüre
Doch wie kam sie überhaupt zum Langlaufsport? «Wir hatten die Loipe vor der Haustüre, deshalb war es naheliegend, dass ich eine Wintersportart ausübe. Dazu kam, dass ich den Winter und Schnee sehr gerne mag», erinnert sie sich an ihre Anfangszeit zurück und fährt «sprudelnd» fort: «Zudem ging ich wie viele im Dorf in die Langlauf-JO, und weil ich so grossen Spass daran hatte, habe ich immer weitergemacht.» Wenn es um die Bedeutung dieser Sportart geht, dann muss die 20-Jährige nicht lange überlegen: «Langlaufen ist momentan meine Hauptbeschäftigung und meine ganz grosse Leidenschaft.»

Zeichnen als Ausgleich
Daneben hat sie ein Hobby, das ihr sehr viel bedeutet: das Zeichnen und Malen. Zu Hause in Zuoz malt sie – besonders gerne Tiere mit Aquarellfarbe oder Porträts mit Kohle, wenn sie unterwegs ist mit Bleistift. «Für mich ist das Zeichnen ein Ausgleich zum Sport. Ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen und mich auf etwas ganz Anderes fokussieren. Und momentan habe ich zwischen den Trainings ein wenig Zeit dafür.»

Fuss fassen in neuer Kategorie
Die junge Frau mit den dunkelblonden Locken wirkt gelassen, in sich ruhend, zielstrebig, aber nicht verbissen. Dementsprechend klar sind ihre Ziele für diese Saison. «In diesem Winter bin ich in einer neuen Kategorie, der U23 der Elite – dort möchte ich nun Fuss fassen. Und hoffentlich kann ich in den nächsten Jahren erstmals im Weltcup starten.» Doch zuerst steht noch die unsichere, vom Coronavirus geprägte Wintersaison vor der Türe. Es scheint so, als ob sich Lozza davon ganz und gar nicht aus dem Konzept bringen lässt. «Wir bereiten uns so vor, wie wir es auch vor einer ‹normalen› Saison gemacht hätten. Zudem werden der Swisscup und die Rennen des Continental-Cups wahrscheinlich stattfinden, was schon sehr gut wäre», freut sie sich. Als Saisonziel hat sie sich die Teilnahme an den U23-Weltmeisterschaften gesetzt.
Wenn Anja Lozza daran denkt, wie sie an den Junioren-Weltmeisterschaften mit der Staffel die Goldmedaille gewonnen hat, dann ist sie immer noch überwältigt. «Zuerst habe ich gar nicht realisiert, dass wir gewonnen haben, da zwei Läuferinnen falsch gelaufen sind und vorher im Ziel waren», erzählt sie. «Als wir dann gemerkt haben, dass wir die Goldmedaille gewonnen haben, war das schon ein sehr spezieller Moment – einer der für all den Effort entschädigt», sagt die junge Athletin, die zur Motivation mit ihren Teamkolleginnen regelmässig den Song «Don’t stop me now» von Queen singt.

Doppelbelastung war schwierig
Sie denkt aber auch an all die Anstrengungen während sie das Gymnasium besucht hat und die Schule und den Sport unter einen Hut bringen musste. «Diese Doppelbelastung war manchmal schon schwierig, insbesondere dann, wenn ich in der Schule gefehlt habe und den Stoff nachholen musste», erinnert sich Lozza. Dann hat ihr auch die Zeit gefehlt, sich so richtig zu erholen. «Das ist jetzt anders, und ich kann mich entspannen indem ich genug schlafe, male oder raus in die Natur und auf die Berge gehe – das gibt mir enorm viel Energie.»
Genau dies wird sie nun tun: sich erholen, bevor es mit dem intensiven Abendtraining weitergeht.

Autorin: Mirjam Spierer-Bruder