09.05.2017 Carla Sabato 3 min
In diesem Sinne: Viel Spass beim Waschen! Bild: Carla Sabato

In diesem Sinne: Viel Spass beim Waschen! Bild: Carla Sabato

Pünktlich um 1.20 Uhr Morgens fiel ich aus dem Bett. Oder besser gesagt vom Bett.  Mit dem dumpfen Aufschlagen meines Körpers auf dem Fischgrätparkett(!) waren auch meine Träume, in denen goldene Spinnen mein Bett besiedelten, beendet. Noch etwas schlaftrunken musste ich mich natürlich versichern, dass die Spinnen wirklich weg waren. Sie waren es. Erleichtert konnte ich mich also wieder der Erholung meines Gehirns widmen.  Vielleicht interessiert jemanden den Grund, weshalb ich aus dem Bett gefallen war? Nicht aufgrund dieses verrückten Traums übrigens, obwohl das ein plausibler Grund gewesen wäre: Aus Panik vor den goldenen Arachniden könnte ich mich ja so wild bewegt haben, dass ich davon vom Bett gefallen wäre. Nein, ich fiel aus dem Bett weil ich erwachsen werden wollte.  Erwachsen werden. Früher stellte ich mir Erwachsensein folgendermassen vor: 1.   eigenes Geld verdienen 2.   nicht mehr bei den Eltern wohnen 3.   alleine in die Ferien reisen 4.   alleine über mehrere Wochen hinweg im Ausland klarkommen (oder im Engadin) 5.   im Alltag schicke Kleider und hohe Absatzschuhe tragen 6.   selber Kochen und Einkaufen 7.   alleine auswärts essen  8.   studieren und intellektuelle Freunde haben 9.   selber intellektuell sein 10. womöglich noch verheiratet 11. selber Wäsche waschen Mittlerweile sind die meisten Punkte davon abgehakt - ausser Nummer 5, 9 und 10. Und eigentlich bezweifle ich auch, dass ich nach Erreichung dieser Punkte tatsächlich erwachsen bin. Für Zweifel an meiner Existenz sorgt übrigens auch immer wieder der Punkt 11. Selber Wäsche waschen ist gar nicht so einfach. Vorausgesetzt man wird in einem Hause gross, wo das Waschen ein kompliziertes System aus Knöpfen, Farben, verschiedenen Textilarten und diversen Waschmitteln darstellt. Nach Wasch-abenteuern in Kanada (hüten Sie sich vor Apple Mango Tango!), im Engadin und im Elternhaus in Bern, fühlte ich mich gewappnet meine Wäsche nun auch in Zürich waschen zu können. Leider falsch gedacht. Obwohl das Ganze eigentlich sehr rosig begann: supermoderne High-Tech Waschmaschine mit Touch-Screen, keinen Waschplan (jeder darf waschen wann er möchte) und einen gut trocknenden und meist leeren Trocknungsraum.  Leider kam ich auf die Idee, Bettwäsche zu waschen. Nach eineinhalb Stunden sollte die Waschmaschine fertig sein, also gesellte ich mich in den letzten 5 Minuten zu ihr. Aus den 5 Minuten wurden 10, dann 15 Minuten, in denen ich vor der Waschtrommel sass, und dabei zusah wie diese die Wäsche drei Umdrehungen nach rechts, Pause, drei Umdrehungen nach links beförderte. Sehr langsam übrigens. Plötzlich erklang ein Piepton. Auf dem Display der Waschmaschine stand: „Programm abgebrochen. Wäsche zu schwer.“  Pflotschnasse Wäsche also herausgeholt, wieder hineingelegt, Schleuderprogramm gestartet. Diesmal weigerte sich die Waschmaschine überhaupt anzulaufen. „Wäsche (immer noch) zu schwer." Pflotschnasse Wäsche also wieder rausgenommen, und aufgehängt.  Die nächsten 15 Stunden verbrachte ich damit, regelmässig das Wasser, welches von meiner Wäsche auf den Boden tropfte, aufzuputzen. Irgendwann um Mitternacht, beschloss ich die feuchte Wäsche doch meinem Bett zu verpassen. Ganz links aussen, am Rand der Matratze war ein schmaler Streifen etwas weniger feucht als der Rest. Ich beschloss also genau dort, auf der Kippe zu schlafen.  Pünktlich um 1.20 Uhr fiel ich aus dem Bett. 

Carla Sabato

Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.