Karbid-Hansi

Heute geht es um Karbid-Hansi. Mein Vater erzählte von ihm. Wie am Kleinstbahnhof Laret, zwischen Klosters und Davos, das WC einfror im Januar 1950 und Bahnhofvorstand Hansi dringend aufs Hüsli musste. Und immer dringender. Da griff er zu Karbid. Sagte mein Vater. Wir Kinder, ooohhh, aaahhh, bitte nid! Denn wir wussten ja, was jetzt kommt. 

 

Aber bis gestern wusste ich nicht, was Karbid ist, da habe ich gegoogelt. 

 

 

Karbid ist Calciumcarbid.

 

 

Calciumcarbid entwickelt mit Wasser Gase.

 

 

Die Klumpen reagieren mit Wasser heftig.

 

 

Keine Antwort.

 

Hansi wusste die Antwort, er legte einen Karbid-Klumpen ins WC, goss Wasser darüber – und, ja, wie soll ich sagen?, die Kacke flog ihm sofort und heftig um die Ohren und vor allem - ins Gesicht.

Da trat Murphys Gesetz in Kraft. Im Original lautet es: Anything that can go wrong will go wrong. Zu Deutsch: Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen. Der Zug kam. Und Hansi musste ihn durchwinken. Die Leute im Zug fielen fast aus dem Fenster vor lachen, der Lokführer fiel vor lachen auch fast aus dem Fenster, zudem liess er sein Gefährt fröhlich pfeifen.

Das war die Geburt von Karbid-Hansi, der bis anhin Hansi hiess. 

 

Und mein Vater hatte wieder eine Geschichte, die er bis zu seinem Lebensende erzählte und minimal, aber sehr gekonnt variierte. Wie so viele Geschichten. Er war ein Meister des Erzählens. Hansi war der Meister des Karbids. Ich bin die Gehilfin des billigen Humors, wie ihr gleich sehen werdet.

 

Diese Geschichte habe ich nämlich für meinen Auftrtitt mit der Musikformation ArtLändler im Weissen Wind in Zürich geschrieben, aber nicht vorgelesen, weil keine Zeit blieb. Die unfassbar billige, aber für mich unwiderstehliche Pointe wäre gewesen: 

Und ich sage dezidiert, lieber im Weissen Wind, als einen braunen Grind. 

Sorry!