17.02.2025 Anne-Marie Flammersfeld 3 min

Neulich beobachtete ich eine Person, die sich in Zeitlupe über eine vereiste Strasse tastete – mit weit ausgestreckten Armen, als würde sie nach einem unsichtbaren Geländer greifen. Der Blick? Eine Mischung aus Panik und höchster Konzentration. Willkommen im hochalpinen Winter, wo selbst der Gehweg zur Eisbahn werden kann und jeder Winter ein heimliches Training für „Dancing on Ice“ ist.
Doch keine Sorge, das Gehen auf Schnee und Eis kann man lernen – ohne dabei jeden zweiten Meter unfreiwillig den Boden zu küssen.
 
Schnee und Eis halten sich nicht an die gewohnten Regeln. Während die Beine noch im normalen „Ich-gehe-mal-locker-drauflos“-Modus sind, denkt sich der Untergrund: „Nicht mit mir!“ Und plötzlich wird der Spaziergang zur artistischen Herausforderung mit Pirouetten und unfreiwilligen Spagaten.
Aber es gibt Möglichkeiten, das frostige Terrain sicher zu meistern – und vielleicht sogar ein wenig Freude daran zu finden. Die besten Vorbilder für das richtige Laufen auf Eis und Schnee sind sicherlich Pinguine! Kurze, watschelnde Schritte mit gleichzeitiger Verlagerung des Oberkörpers hält sie sicher und stabil. Ein Pinguin verteilt sein Gewicht perfekt, um nicht auf dem Bauch zu landen. Die Füsse sollten dabei flach aufgesetzt werden, nicht abgerollt, sonst kann das Eis schnell zum Sieger werden. Ein leicht nach vorne geneigter Oberkörper hilft, das Gleichgewicht zu halten. Die Fusssohlen der Pinguine sind sicherlich auch matchentscheidend. Wir Menschen sollten also Schuhe mit rutschfestem Profil wählen. Glatte Ledersohlen sind dagegen eine Einladung zum unfreiwilligen Eistanz. Spikes oder Schuhkrallen bieten zusätzlichen Halt, wenn der Untergrund besonders tückisch ist. Wer dicke Socken trägt, sollte darauf achten, dass sie nicht so eng sind, dass sie den Halt im Schuh beeinträchtigen. Oder man zieht die dicke Socke einfach über den Schuh- das ist der Geheimtrick schlechthin. 
Handschuhe sind nicht nur gegen die Kälte nützlich, sondern schützen auch bei einem möglichen Sturz. Eine warme, aber bewegungsfreundliche Jacke ist ideal, denn wer sich im Fall der Fälle nicht abstützen kann, weil er sich wie ein steifer Schneemann fühlt, hat schlechte Karten. Für besonders eisige Verhältnisse können Knie- und Handgelenkschoner sinnvoll sein. Aber dazu sollte es erst gar nicht kommen … 
 
Es mag überraschend klingen, aber das Gehen auf Schnee und Eis hat tatsächlich Vorteile. Der Gleichgewichtssinn wird geschult, und wer regelmäßig auf rutschigem Untergrund unterwegs ist, entwickelt eine beeindruckende Körperkontrolle. Der erhöhte Energieaufwand beim Stabilisieren sorgt für einen höheren Kalorienverbrauch als ein Spaziergang auf trockenen Wegen. 
Alle, die jemals einen vereisten Gehweg überquert haben, wissen: Das Leben ist ein Balanceakt. Doch mit den richtigen Tricks wird der tägliche Gang über Schnee und Eis nicht nur sicherer, sondern auch eine amüsante Herausforderung. Also, tief durchatmen, kleine Schritte machen und zur Not auf allen Vieren laufen.
 
Mein Musiktipp: 

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com