12.08.2024 Anne-Marie Flammersfeld 3 min

Nun, ich muss zugeben, dass ich diesen Satz relativ selten höre. Zurückzuführend wohl darauf, dass ich selten eine Pause mache. Von Bekannten, Freunden oder der Familie höre ich eher, dass man mich nur rennend sieht, selbst wenn ich gerade auf dem Rückweg eines Grosseinkaufs war. Meine Leute haben schon nicht ganz Unrecht. Wer mit mir spazieren gehen will, der macht sich eher auf eine Speed-Walking-Einheit gefasst oder findet mich nach 10 Metern mit einer Unterzuckerung auf der Parkbank sitzend. Ja, das ist so eine Reaktion bei mir auf langsame und langweilige Spaziergänge. Ob man mich deswegen nie beim Spaziergehen antrifft? Es ereignete sich neulich aber folgende Szene, die den Anlass für meinen Blog liefern sollte. Nach einem etwas längeren Trainingslauf durch das Suvrettatal hinauf zur Corviglia und bergwärst Richtung Talabfahrt «Signal», kam ich an der Wiese mit den schönen Pferden vorbei. Ach, dachte ich, bleib doch mal kurz stehen und kraule die Pferdchen hinter den Öhrchen. Und dann sah ich sie, die Parkbank. Sie rief mir zu, ich solle doch mal kurz sitzen, etwas ruhen, ein Päuschen machen. Und ich tat, wie mir gerufen. Und da sass ich also, ganz friedlich mit mir und der Welt und keiner anderen menschlichen Seele um mich herum. Doch die Ruhe ruhte nicht lange. Mit einem «Macht sie etwa Pause» riss ich meine in der Entspannung weilenden Augen wieder auf und blickte in mir zwei bekannte Gesichter. Vor mir stand ein Ehepaar aus Celerina, das jeden Tag auf Wanderung ist und nicht selten kreuzen sich unsere Wege. Ein etwas belustigter Ausdruck machte sich in ihren Gesichtern breit und ich sprang zugleich auf! «Ich habe mir nur kurz die Schuhe zugebunden», wollte ich mich noch rausreden. Aber meine beiden Super-Spaziergänger glaubten mir kein Wort. Und ja, sie hatten auch wiederum Recht. Ich war wirklich kurz in den Pausenmodus gefallen und es tat mir sogar richtig gut. Und so plauderten wir ein wenig über die Pause als solches. Wie schon der alte Hippokrates sagte, sei Gesundheit etwas zwischen Pause und Aktivität. Es brauche immer beides. Und das stimmt auch heute noch! Wer zu viel macht und sich zu wenig ausruht oder wer sich zu viel ausruht und zu wenig macht, der schwingt immer im Extremen. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Und wenn man mal über die Stränge schlägt, dann sollte man sich davon auch erst mal erholen. 
Wir Sportlerinnen und Sportler müssen auch lernen, dass die Pause der Schlüssel zum Erfolg ist. In der Fachsprache nennen wir es «Superkompensation»: ist der Trainingsreiz stark genug und folgt darauf eine Pause, die lang genug ist, so verbessert sich der Leistungszustand. Ist hingegen die Pause zu kurz, so verschlechtert sich der Zustand im schlimmsten Fall. Mich hat die Begegnung mit meinen Super-Wanderern zumindest einmal mehr daran erinnert, auch mal innezuhalten und nichts zu tun. Wie Paracelsus schon sagte: «Die Dosis macht das Gift». Somit können Sie sich ruhig auch einmal auf eine Parkbank setzen. Aber nur, wenn Sie vorher 20 Liegestütz und 25 Kniebeugen gemacht haben. 
Mein Musiktipp: 
 

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com