07.11.2016 SNOOK (Gino Clavuot) 4 min
Credit: https://thenypost.files.wordpress.com/2015/04/hiphop_sawyer2a1mbb.jpg?quality=90&strip=all

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Oft assoziiert man Rap heutzutage mit in Goldketten umhüllte, fluchende Macho-Männer, welches coole Sonnenbrillen tragen und in super teure Sportwagen umher cruisen. Selbstverständlich dürfen leicht bekleidete Damen nicht fehlen. Ob diese Stereotypen, dem ursprünglichem Gedanken vom Rap entsprechen und ob es auch eine andere Bewegung im Hip Hop gibt, ist der Fokus des heutigen Blogs.

Doch zuerst wollen wir zum Ursprung der Rapmusik zurückkehren. Hip Hop ist Mitte der 70er in Bronx, New York entstanden. Die Bronx war ein heruntergekommenes Viertel, welches von einer hohen Arbeitslosenquote beherrscht wurde. Durch die daraus resultierende Aussichtslosigkeit für viele Jugendliche, entstand Frustration und eine hohe Gewaltbereitschaft, welche von den dominierenden Gangs propagiert wurde. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten, sogenannten "Block Parties". Um ihre Anlagen, die draussen auf der Strasse aufgebaut wurden, mit der nötigen Elektrizität zu versorgen, zweigten DJs den Strom von den danebenstehenden Strommasten. Die Ausrüstung bestand aus zwei Plattenspielern, einem Mischpult, einem Mikrofon und Lautsprechern. Neben dem DJ war oft eine Art Moderator vor Ort, der die Leute zum Tanzen animierte und sich dafür entsprechende Reime einfallen lies. Dies waren die ersten Rapper oder MCs.  Afrika Bambaata, welcher als Jugendlicher selber in eine berüchtigte Strassen Gang tätig war und viele seiner engsten Freunde durch Strassenschlachten verlor, distanzierte sich von diesem Gangleben. Er erkannte in dieser neu aufkommenden Musik, eine Art Sozialarbeit um die Jugendlichen von Drogen und Kriminalität fernzuhalten. So gründete er Zulu Nation, um Jugendliche im Tanzen, Sprayen und Sprachgesang (Rap), statt mit Waffen gegeneinander antreten zu lassen. Die Gewinner dieser Wettbewerbe landeten in Tonstudios und verbreiteten ihre Musik von dort aus in andere Städte. The Sugarhill Gang landete im Jahre 1979 mit dem Song "Rapper's Delight" eines der ersten kommerziellen Hits in diesem Bereich.  Dies war der Startschuss für verschiedene Plattenfirmen um Rapmusik einer breiten Masse zugänglich zu machen. So war nun eine Plattform gegründet, aus welcher sich unterschiedliche Stiele im Rap entwickeln konnten. Ende der 80er Jahre entwickelte sich so auch in Kalifornien in Los Angeles an der Westküste, der Gangster Rap, bei dem weniger die friedliche Konkurrenz  à la Afrika Bambaata im Vordergrund stand, sondern viel mehr das harte Ghettoleben beschrieben wurde. Thematisiert wurden die Rassentrennung, die Perspektivlosigkeit oder das Gangleben. Die wohl bekanntesten Vorreiter dieses neuen Stiels, waren sicherlich NWA. 2015 entstand sogar eine Filmbiografie (Straight Outta Compton) dieser Crew. NWA erzählten unzensierte Geschichten aus dem harten Ghettoalltag. Einhergehend mit dieser neuen Musik waren die fetten Goldketten, aufgemotzten Karren und die Waffenverherrlichung. Diese Geschichten distanzierten sich jedoch sehr schnell von der Sozialkritik und narzisstische Gangsterrapper beherrschten die Charts.  Eine ähnliche Entwicklung fand auch in Deutschland und hier bei uns in der Schweiz statt. So waren es anfänglich vor allem Partyrap Bands, wie die Fantastischen Vier oder Blumentopf, welche Rap dominierten. Conscious Rap Bands wie beispielsweise Advanced Chemistry, mit ihrem Song "Fremd im eigenen Land" sorgten Anfangs der 90er Jahre für die ersten sozialkritischen Texte. Aber auch in Deutschland folgten die Gangsterrapper wie Bushido, Kool Savas, Azad oder Haftbefehl. Je aggressiver die Texte, umso besser kamen sie bei ihren Zuhörern an. Doch wie anfänglich erwähnt, hat sich auch eine (weniger kommerziell erfolgreiche) alternative Rap Bewegung entwickelt, der Conscious Rap (engl. Bewusst).  Der Inhalt dieser Rapsongs ist primär politisch oder sozialkritisch motiviert. Im begrenzten Mass bildet der Conscious Rap eine Gegenpol, zum aggressiven Gangsterrap.  Zu den bekannten Künstlern in Amerika zählen sicherlich Public Enemy, 2Pac, KRS-One, Talib Kweli oder Mos Def. In Deutschland und der Schweiz sind dies Curse, Freundeskreis, Sektion Kuchikästli oder beispielsweise Greis. Für die Musikindustrie hat sich der Gangsterrap aus kommerziellen Gründen durchgesetzt, aber wer ein bisschen tiefer, nach gutem alternativen Rap sucht, wird fündig. 

SNOOK (Gino Clavuot)

Der 30-jährige Engadiner gilt als Pionier des mehrsprachigen Raps in der Schweiz und als Brückenbauer zwischen den Landesteilen. Geschickt bedient er sich in seinen Songs aller vier Landessprachen, und jede von ihnen spricht Snook fliessend. Eine «Integrationsfigur» nannte ihn deshalb der «Spiegel», das grösste Nachrichtenmagazin Europas, welches Snook einen ganzen Artikel widmete.
snook-rap.ch

mx3.ch/Snook