13.12.2023 Franco Furger 3 min
Lebkuchen: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, so wie die Adventszeit.   Foto:pexels-ekaterina-bolovtsova

Lebkuchen: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, so wie die Adventszeit. Foto:pexels-ekaterina-bolovtsova

Draussen schneit es. Drinnen brennen Kerzen, das Radio spielt Weihnachtshits und in der Küche werden Guetzli gebacken. Die Stimmung ist fröhlich und alle sind in freudiger Erwartung auf Weihnachten. Tatsächlich? Ich muss zugeben, dass ich die Adventszeit und Weihnachten nie besonders mochte. Weil es eine stressige und auch eine scheinheilige Zeit ist. Werbung und Schaufenster zeigen uns eine heile Welt voller Frieden, Freude und klebriger Lebkuchen, während am Jahresende Streit, Ärger und Frust bis hin zu Depressionen besonders häufig vorkommen. Warum das so ist, hat meiner Meinung nach oft mit falschen Erwartungen zu tun, an sich selber und an seine Mitmenschen. Und am Ende des Jahres wird das einem bewusst. Die Folge: Man gerät leicht in eine Negativspirale und der Stress wirkt dabei als Beschleuniger. Dieses Jahr habe ich mir darum vorgenommen, mich nicht von dieser Negativspirale hinabziehen zu lassen, sondern positiv und fröhlich zu bleiben, egal was passiert. Wie ich das tue? In erster Linie versuche ich mein selbstsüchtiges und selbstgerechtes Ego zu begraben oder es zumindest etwas kleiner zu machen. Konkret nehme ich mir drei Regeln vor. Gelassen bleiben Wenn ich im Stau stehe, eine blöde Busse erhalte, im Job etwas vermassle oder sonst Unangenehmes erleiden muss, bleibe ich gelassen. Ich ärgere mich vielleicht, aber ich bleibe gelassen. Ich schimpfe nicht und ich verurteile nicht. Den Ärger werde ich wieder los, indem aufs vergangene Jahr zurückschaue und sehe, wofür ich alles dankbar sein kann und was ich alles erfolgreich erledigen konnte. Ich halte mir die guten Dinge des Lebens vor Augen. Das hilft. Frieden stiften Gelassen zu bleiben, mag mir womöglich nicht immer gelingen, da ich negative Emotionen nicht einfach so ignorieren kann. Doch ich kann mich dafür entscheiden, Frieden zu stiften. Wenn zum Beispiel ein übereifriger Schneeräumer mich anschnauzt und die Schneefontäne seiner Fräse willentlich auf mich richtet, kann ich in eine Bäckerei fahren, eine Packung Weihnachtsguetzli kaufen und sie dem Mann schenken. Streit zu vermeiden, Konflikte zu bereinigen und überraschend grosszügig zu sein, wirken oft Wunder. Gut über andere reden Die Adventszeit bietet nicht nur Gelegenheiten, um sich zu ärgern und zu streiten, sondern auch um zu lästern. Über den egoistischen Schwager, die inkompetente Chefin, den eingebildeten Kollegen, die unfreundliche Bedienung, über andere Nationalitäten, unfähige Politiker, die Medien. Die Welt liegt sowieso im Argen, also darf ich schimpfen, spotten und schlecht reden. Doch was bringt diese Haltung? Wie erbauend ist es stattdessen, Gutes und Schönes in den Menschen zu erkennen und auch offen auszusprechen. Positiv zu bleiben. Nett und freundlich zu sein. Und vor allem: Komplimente zu machen. Bei Letzterem darf man durchaus übertreiben, in der Qualität und Quantität, so wie man es beim Schlechtreden auch so gerne tut. In diesem Sinne wünsche ich den Leserinnen und Lesern und auch allen anderen eine echt fröhliche und friedliche Adventszeit mit vielen Komplimenten.

Franco Furger

Franco Furger ist in Pontresina aufgewachsen und hat am Lyceum Alpinum Zuoz die Matura absolviert. Danach tourte er als Profi-Snowboarder um die Welt und liess sich zum Journalisten ausbilden. Er arbeitete als Medienkoordinator bei Swiss Ski, Redaktor bei der Engadiner Post und World Cup Organisator bei der Corvatsch AG. Im Sommer 2017 bloggte Franco über seine Erlebnisse als «Chamanna Segantini-Hüttenbub». Die Liebe führte ihn dann in die Stadt Luzern, wo er die Sonne und die Bündner Berge vermisste. Nun lebt er als freischaffender Texter mit Frau und Sohn in Laax.