06.09.2016 Cla Mosca 2 min
Foto: Cla Mosca

Foto: Cla Mosca

Ich fische seit ich 16 bin. Viele Menschen finden fischen langweilig. Für mich ist das mehr eine Frage der Interpretation. Eine Frage der Art und Weise und mit welcher Haltung man die Rute in die Hand nimmt.
In den letzten Jahren haben sich zwei Dinge verändert. Erstens: Die Frage warum ich fische, hat sich des öftern in meinen Kopf gedrängt. Und zweitens: Ich bin zum Fliegenfischer mutiert. Ich hätte mich schon vorher als leidenschaftlichen Fischer bezeichnet, doch nun bin ich schon fast süchtig. Manchmal fahre ich 5 Stunden Auto, um einen Tag am Fluss zu verbringen. Das Resultat ist je nachdem ernüchternd. Gefühlte Ewigkeiten ohne einen Biss, manchmal gar kein Biss oder am Schluss nur «einen» Fisch gefangen, den ich auch wieder zurück setze, weil es sich um eine Catch and Release Strecke handelt. Und vordergründig stehe ich mit leeren Händen da.
Doch genau hier wird es spannend. Es bringt mich zurück zu der Frage nach dem Warum? Warum liebe ich es zu fischen? Warum ist das meine grösste Leidenschaft? Ich konnte diese Frage selber nie beantworten. Eine Kollegin hat das für mich getan. Sie sagte: «Cla, das ist Yoga für Bauern!» Ja genau, machte es in meinem Kopf!
Yoga bedeutet sinngemäss Integration oder Vereinigung von Körper und Geist oder Einswerden mit dem Bewusstsein. Fliegenfischen bringt mich genau an diesen Punkt. Durch das Eintauchen in die Natur, das Spüren der Kraft des Wassers und die frische Luft an einem Morgen, komme ich immer wieder zu mir. Körper und Geist entspannen und beruhigen sich. Meine Gedanken werden ruhig und klar. Meine Sinne schärfen sich und ich nehme meine Umwelt viel klarer wahr. In diesen Momenten verschmelzen Körper und Geist. Es ist, als ob sich die Grenzen auflösen und für einen Augenblick hat die Suche ein Ende. Der Bauer in mir tritt in den Vordergrund. Er ist Sinnbild für das Einfache und arbeitet mit dem, was gerade ist. Er treibt den Fluss nicht, er lässt ihn strömen. Er hat keine Fragen, sondern weiss, dass alles in Ordnung ist. 

Erfüllt mit dieser Erkenntnis spielt es keine Rolle, ob ich mit einem oder keinem Fisch nach Hause komme. Der Gewinn liegt auf einer ganz anderen Ebene.

Cla Mosca

Cla Mosca ist 47 Jahre jung, verheiratet und Vater von zwei ganzen und zwei halben Kindern. Seit August 2011 lebt er wieder in Scuol. Die Rückkehr an seinen Geburtsort bedeutet für ihn ein Zurück zum Ursprung. Sein vor Tun. Weniger ist mehr. Qualität vor Quantität. Cla Mosca gehört zu den Snowboardpionieren in der Schweiz. Er arbeitet heute als Impulsgeber für nationale und internationale Unternehmen. Als Coach Trainer und Berater schafft er Rahmenbedingungen, damit Menschen und Organisationen sich gesund entwickeln und erfolgreich sein können. Darüber hinaus unterstützt er Nachwuchs- und Spitzensportler auf ihrem Weg zu persönlichen Bestleistungen und Olympiaden.
clamosca.ch