06.07.2022 Fabiana Wieser 2 min
Foto: shutterstock.com/ViDI Studio

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Für sehr lange Zeit wurde wenig bis gar nicht über dieses Thema gesprochen. Das Thema Menstruationszyklus war und ist teilweise immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Jetzt gibt es immer mehr Frauen, die sich zum Thema Zyklus und Hochleistungssport äussern und auch in der Öffentlichkeit ihre Erfahrungen teilen. Diese zeitgemässe Entwicklung begrüsse ich persönlich sehr. Von Stimmung bis über Wohlbefinden wird auf Zyklusphasen verwiesen. Der Zusammenhang mit sportlicher Leistung hingegen bleibt wenig thematisiert. Um es ganz nach oben an die Weltspitze zu schaffen, wird auf jedes kleine Detail im Training geachtet. Kleinigkeiten werden angepasst und optimiert, sodass die bestmögliche Leistung abgerufen werden kann. Thema Menstruationszyklus? Fehlanzeige! Es ist schockierend und auch beängstigend zugleich zu beobachten, wie wenig bis gar kein Know-How in diesem Bereich vorhanden ist. Und wir sprechen hier nicht von kleinen Details, wir sprechen von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Hormone, welches den Alltag jeder Frau prägt. Als Hochleistungssportlerin bewegt man sich auf einem schmalen Grat. Es ist eine ständige Balance zwischen den anspruchsvollen Trainingsumfängen und -intensitäten und der nötigen Erholung. Es beginnt alles damit, dass Frauen vermittelt wird, sie könnten jeden gestörten Zyklus ganz einfach mit einer synthetischen, hormonellen Verhütungsmethode wieder gleichmässig machen. Dabei wird die körpereigene Hormonproduktion unterdrückt, was gravierende Folgen haben kann. Unser Körper gibt uns klare Signale, wenn es zu viel ist und diese Grenze überstiegen wird. Mit der Pille beispielsweise werden genau diese Signale, die eigentlich eine Warnfunktion haben, unterdrückt. Dazu gibt es zahlreiche Beispiele von Sportlerinnen, die jahrelang keine Regelblutung hatten und Ermüdungsbrüche bildeten. Zudem gibt es viele werdende Mütter, die das nach dem Sport nicht mehr auf dem natürlichen Weg geschafft haben. Aus Unwissenheit werden hier jungen Frauen hohe Lasten für die Zukunft aufgebürdet. Die Physiologie von Frauen verlangt eine individuelle Trainingssteuerung. Mit dem richtigen Know-How und der Periodisierung des Trainings mit Blick auf den Zyklus können enorme Fortschritte erzielt werden. Wenn mit und nicht gegen den weiblichen Zyklus gearbeitet wird, können stärkere Akzente gesetzt und mehr aus den einzelnen Einheiten rausgeholt werden. Bleibt zu hoffen, dass die Trainingswissenschaft in diesem Bereich schnellstmöglich nachsteuern kann. 

Fabiana Wieser

Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.