06.02.2022 Anne-Marie Flammersfeld 2 min

Ein Bad mit Herrn Kneipp Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin eine absolute Warmduscherin. Warmes Duschwasser ist für mich Wohlgefühl und Entspannung. Es kommt ganz selten einmal vor, dass ich den Temperaturregler von «sehr warm» auf «warm» drehe oder dass ich ihn gar auf «lauwarm» schiebe. Und allerhöchstens einmal im Jahr bin ich ganz mutig und ziehe nach der Sauna in der Dusche an der Strippe des Kübels mit eiskaltem Wasser. Mir ist das dann immer furchtbar peinlich, weil das einfach nicht ohne einen lauten Schrei des Schreckens geht, der alle anderen Saunierenden ebenfalls aufschrecken lässt. Aber es soll ja alles gesund sein, spricht da die innere Stimme zu mir, die sich mit Kneipp anreden lässt. Ja, der Herr Kneipp… Pfarrer Sebastian Kneipp las schon 1848 über die Therapie mit eiskaltem Wasser und heilte wohl auch so seine Lungenerkrankung. Während seines Theologiestudiums behandelte er Kommilitonen und musste sich sehr bald diversen Anklagen der «Scharlatanerie» stellen. Allen Widerständen zu trotze wurde er mit seiner Kaltwassermethode über die deutsche Landesgrenze hinweg bekannt. Erfreulicherweise baute Kneipp in seiner Hydrotherapie neben kaltem Wasser dann auch Warmes ein! Er starb 1897 im Alter von 76 Jahren. Ein stolzes Alter für dieses Zeitalter, oder? Hätte Kneipp bis ins Jahr 2022 überlebt (er wäre heuer 201jährig), wäre er sicherlich der Anführer der weltweiten, ach was sage ich, der universellen Bewegung des «Eisbadens». In allen gängigen Lifestylemagazinen und Influencer*innne-Kanälen liest und sieht man sie: die Bilder und Videos von ganz normalen Menschen, die einfach so, als wäre es das Normalste auf der Welt, in Bächen, Seen oder Meeren baden gehen. Und das im Winter! Im Schnee. Im Eis. Meine Güte. Ich bekomme allein Gänsehaut bei der Vorstellung. Der «Ober-Guru» oder vielleicht auch Reinkarnation von Kneipp nennt sich Wim Hof. Mit seiner Anleitung schaffen es alle, vom Warmduscher zur Eisbaderin zu werden. Ich bin weiterhin skeptisch. Obwohl ich den Drang verspüre, einfach mal in diese kleine Mündung am St. Moritzersee zu hüpfen, schaffe ich es nicht. Mein Körper ist dann schwer wie Blei und bewegt sich keinen Zentimeter in Richtung See (50Meter von meinem Haus entfernt). Dabei soll es sooooo gesund sein. Ok, ich gebe mir im Monat Februar einen erneuten Anlauf. Falls jemand den zaghaften Wunsch verspürt, mit mir den Sprung in die eiskalte Hölle zu wagen, so möge mich diese Meldung bitte per Briefvogel erreichen. Mein Songtipp https://www.youtube.com/watch?v=rog8ou-ZepE 

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com