09.09.2021 Riet und Romana Ganzoni 2 min
Foto: linguissimo.ch

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Kennen Sie das Forum Helveticum, den Verein, der seit 1968 - in religiöser und parteipolitischer Hinsicht unabhängig - zuständig zeichnet für die sprachkulturelle Verständigung in der Schweiz und dementsprechend, mit Fokus auf die Sprachgemeinschaften und die nationale Kohäsion, agiert? Falls nicht, wird es Zeit. Das Forum versteht sich als Dialogangebot zu Fragen des öffentlichen Lebens sowie als Kompetenzzentrum. Brücken schlagen zwischen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur, das ist sein Ziel. Dass Information, Beratung, Sensibilisierung und Networking dazu gehören, versteht sich von selbst. Vor sechzehn Jahren wurde aus diesem Grund die parlamentarische Gruppe zur Mehrsprachigkeit im Parlament angeregt. Und auch die Jugend soll stets integraler Teil des Ortes der Begegnung sein, was unter anderem mit einem attraktiven, mehrsprachigen, nationalen Schreibwettbewerb erreicht wird, Jahr für Jahr, seit 2008: Linguissimo. Er war auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Über alle Sprachgrenzen hinweg haben Jugendliche zwischen fünfzehn und einundzwanzig eine mindestens zweisprachige Krimigeschichte verfasst. Die Jury bestand aus vier Schweizer Autorinnen und Autoren: Olivia Gerig (Genf), Christof Gasser (Solothurn), Andrea Fazioli (Bellinzona) und mir (Celerina). Sie kürte nach intensiven Schreibworkshops und anschliessender stundenlanger Schreibarbeit der jungen Leute die drei besten Werke der 29 Talente, deren Texte in der Vorauswahl aus insgesamt 280 Einsendungen herausstachen. Nun brillierten sie alle in Solothurn am grossen Finale vom Wochenende des 28. und 29. August 2021. Zuerst in der Zentralbibliothek, dann im zauberhaften Schloss Waldegg.
Darunter drei Finalistinnen aus dem Unterengadin und der Val Müstair, die aktuell die Academia Engiadina in Samedan besuchen: Sara Kuntner
Selina Poo
Valeria Conrad Selina Poo holte sich mit ihrer Kollegin aus der Romandie den Sieg mit einem poetischen Krimigedicht, das äussert geschickt, auf lexikalisch und stilistisch hohem Niveau mit traumatischen Erinnerungen, Rachefantasien und kühlem Polizeirapport umgeht. Die glücklichen Siegerinnen gewannen eine gemeinsame Reise in eine europäische Stadt. Auch Sara Kuntner und Valeria Conrad haben mit ihren jeweiligen Partnerinnen aus der französischen und deutschen Schweiz packende und originelle Kurzgeschichten in zwei Sprachen gestaltet, die das Lob und die Bewunderung der Jury erfuhren. Die nächste Ausgabe von Linguissimo startet Ende September 2021. Schulklassen der Sekundarstufe II und Jugendliche der Schweiz im Alter zwischen 16 und 21 Jahren sind herzlich eingeladen. Informationen finden sich unter www.linguissimo.ch  Wer die drei oben genannten Jungautorinnen und ihre tollen Krimigeschichten im Engadin erleben möchte, hat am Freitag, 17. September, Gelegenheit dazu. Die drei Frauen werden ab 19 Uhr in der Chesa Planta in Samedan auftreten, zusammen mit einer dritten Gymnasialklasse der Academia Engiadina, die ihre künstlerischen romanisch-englischen Texte präsentieren wird. 

Riet und Romana Ganzoni

Romana Ganzoni (*1967, Scuol) ist Autorin und wohnt in Celerina/Schlarigna. Nach 20 Jahren als Gymnasiallehrerin schreibt sie seit 2013 Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays, Kolumnen sowie für Radio und Bühne. Sie wurde für den Bachmannpreis nominiert, erhielt den 1. Preis beim Essay-Wettbewerb des Berner Bunds und ist Trägerin des Bündner Literaturpreises.