15.04.2021 Fabiana Wieser 3 min
Foto: Fabiana Wieser

Foto: Fabiana Wieser

Die letzten Wettkämpfe sind geschafft, der Schnee fängt an zu schmelzen und es riecht nach Frühling. Diese Zeit ist für einen Wintersportler einzigartig. Nach einer sehr schwierigen und aussergewöhnlichen Saison brauchte ich erstmals Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Diese Phase bietet Raum für Reflexion. Dinge neu planen, umstrukturieren und so gestalten, dass man aus Fehlern lernen kann. Daraus schöpfe ich neue Kraft und Motivation, eine neue Saison in Angriff zu nehmen.Die Anspannung, welche über den ganzen Winter anhält, ist plötzlich wie verflogen. Das bedeutet, dass sich die Trainingseinheiten irgendwie anders anfühlen. Ich beschreibe es als Gefühl der Leichtigkeit, Achtsam- und Dankbarkeit. Es entsteht ein gewisser Raum, Dinge anders wahrzunehmen. Es gibt doch nichts schöneres, als an einem sonnigen Frühlingsmorgen in guter Gesellschaft eine Firnskating-Tour irgendwo in den Bergen ganz ohne Sorgen und Verpflichtungen zu absolvieren. Für mich gibt das ein unglaubliches Gefühl der Freiheit. In solchen Momenten werde ich mir wieder bewusst, welches Privileg ich eigentlich habe. Ich kann mich unglaublich glücklich schätzen, dass ich meinen Traum leben kann. Mit Rückhalt und einer unglaublichen Unterstützung aus meinem Umfeld jeden Tag das tun, was ich am allerliebsten tue. Ein Gefühl, welches weniger schön ist, ist der Rückgang der eigenen Fitness. Deswegen ist Bewegung für mich auch in der Frühlingspause ein wichtiger Bestandteil. Dabei sehe ich es weniger als Training an. Ich geniesse es, einmal das zu tun, worauf ich gerade Lust habe. Im Frühling nutze ich die sonnigen Tage um draussen in der Natur zu sein. Bei Schlechtwetter spielt es aber auch keine Rolle, für einmal die Füsse hochzulegen. Im Frühling habe ich keinen genauen Trainingsplan, welchen es zu verfolgen gibt. Ich möchte hiernicht die Disziplin auftreiben, welche im restlichen Jahr notwendig ist. Ich denke, dass es im Frühling wichtig ist, dem Körper das zu geben wonach er sich gerade sehnt. Sei es Bewegung oder Pause, da bin ich jeweils flexibel und gehe auf meine Bedürfnisse ein. Unabhängig von der Anzahl Wettkämpfe - welche in dieser speziellen Saison deutlich niedriger war als gewohnt - sollte man die psychischen Faktoren ebenfalls berücksichtigen und dem Körper sowie dem Geist eine Auszeit gönnen. 

Es gab auch Frühlinge, wo ich durchtrainiert habe, mit der Hoffnung meine Fitness zu steigern und mir fürs Sommertraining einen Vorteil zu verschaffen, indem ich bereits bei einem höheren Niveau anknüpfen kann. Jedoch habe ich für mich bemerkt, dass die Frühlingspause sehr wichtig ist. Denn der Körper wird sich die Pause selbst holen, wenn er diese nicht bekommt. Und diese Bekanntschaft kann an einem ungünstigen Zeitpunkt, auf unangenehme Art und Weise, erfolgen.

Fabiana Wieser

Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.