04.07.2016 Anne-Marie Flammersfeld 3 min
Foto: Anne-Marie Flammersfeld

Foto: Anne-Marie Flammersfeld

Neulich musste ich mein Kellerabteil wegen Bauarbeiten im Haus leerräumen und staunte nicht schlecht, was sich dort über die Jahre so angesammelt hatte. Zum Glück bot mir ein Nachbar seine Hilfe an. Nach und nach kam er mit neuen Kisten und Taschen an, in denen sich allesamt nur Sportgeräte befanden. Als er schliesslich mit Kiteboard und Schirm unter dem Arm neben mir stand, fragte er nur: „Sind wir jetzt in der Wassersportabteilung angekommen?“ Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass mein Keller kein normaler Keller war, sondern das reinste Sportlädäli! Um die Anzahl der Sportgeräte mit einem guten Gewissen zu verteidigen, fügte ich schnell hinzu, dass das Engadin ja auch ein Sportparadies sei und man für jede Sportart das richtige Gerät braucht. Und da kam mir in den Sinn, einen 24 Stunden Sportmarathon auszuprobieren! Sollte es mir gelingen, im Engadin 24 verschiedene Sportarten zu finden? Los geht’s! Ich starte um 1:00 Uhr in der Früh mit einer Wanderung auf den Piz Nair. Um 2:00 Uhr gleite ich über den Flow-Trail runter bis zur Minigolfanlage und spiele dort um 3:00 Uhr eine Partie, während so langsam die Sonne aufgeht. Um 4:00 Uhr bin ich bereits auf dem Tennis - Center Court hinter dem Hotel Kempinski und schlage ein paar Bälle mit der Ballmaschine. Auf der Wiese neben dem Tennisplatz steht ein Pferd, und ich schwinge mich um 5:00 Uhr auf dessen Rücken und galoppiere zum Champferersee, wo ich um 6:00 Uhr zuerst eine Stunde fische, um 7:00 Uhr eine Stunde schwimme und um 8:00 Uhr mit dem Ruderboot meine Bahnen ziehe. Ich tauche eine weitere Stunde bis zum nächsten Ufer, welches ich um 9:00 Uhr erreiche. Mit den Nordic Walking – Stöcken geht es um 10:00 Uhr durch das Tal bis zum Golfplatz, auf dem ich um 11:00 Uhr ein paar Bälle schlage. Mittlerweile trage ich einen Sonnenhut, da die Sonne ziemlich brennt. Mit dem Rennvelo fahre ich um 12:00 Uhr den Berninapass rauf, damit ich mich um 13:00 Uhr im Klettergebiet „Sonnenvogel“ an der Lagalb so richtig brutzeln kann. Über die Trails geht es im Laufschritt um 14:00 Uhr zurück. In Celerina halte ich auf dem Fussballplatz um 15:00 Uhr kurz an, um eine Stunde lang zu kicken.  Mit den Inlineskates rolle ich um 16:00 Uhr nach Silvaplana zum See, um die letzten Böen des Malojawindes zu nutzen. Und das zuerst um 17:00 Uhr mit dem Kite, was noch ganz gut klappt. Um 18:00 Uhr ist der Wind zwar schon sehr schwach, aber es reicht gerade noch für eine Runde Windsrufen. Zurück im Tenniscenter St. Moritz , um dort um 19:00 Uhr zuerst eine Partie Squash zu spielen, gefolgt von einer Runde Badminton um 20:00 Uhr. In der Turnhalle geht das Programm um 21:00 Uhr weiter mit Basketball. Nach ein paar Körben und Pässen bin ich endlich so gut aufgewärmt, dass mir um 22:00 Uhr beim Turnen sogar eine Rolle vorwärts auf dem Schwebebalken gelingt! Im Geräteraum findet sich auch noch eine Tischtennisplatte, auf der ich mir um 23:00 Uhr noch ein heisses Match liefere. Leider verliere ich und ärgere mich sehr. Aber zum Glück kann ich danach noch eine Stunde Karate machen und meine Energie mal so richtig rauslassen, so dass ich um 24:00 Uhr beim Yoga so gerade noch den Sonnengruss hinbekomme. Ich bin begeistert! Ich habe 24 verschiedene Sportarten gefunden und konnte mich so richtig austoben. Und das allein nur im Sommer! Im Winter geht es ja im Engadin nochmal so richtig los! Skifahren, Skitouren, Eisklettern, Eistauchen, Snowkiten, Langlaufen, schlitteln und und und. Ich glaube, ich brauche definitiv ein grösseres Kellerabteil! 

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com