07.09.2020 Fabiana Wieser 3 min
Foto: Fabiana Wieser

Foto: Fabiana Wieser

Dieses vor der Wettkampfsaison aufkommende Gefühl zu beschreiben ist schwierig. Es ist ein Gefühl leichter Anspannung, die sich mit viel Vorfreude vermischt. Der Jahreszeitenwechsel in den Herbst greift diese Emotionen langsam auf. Die Tage werden kürzer und die Kleidung wieder länger. Auf den höheren Lagen bildet sich über Nacht bereits einen Firn und die Wintersportler spüren, dass der Saisonstart immer näher rückt.

Es sind verschiedene Signale die darauf hindeuten, dass es nun langsam aber sicher ernst gilt. Dieser Wechsel erfolgt sehr rasch und man steht bereits mitten in den letzten Vorbereitungen auf die Wintersaison. Der Sommer ist lang, er ist dazu da die Zeit effektiv zu nutzen, um an den Schwachstellen zu arbeiten, sich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Die Athletinnen und Athleten nehmen sich für diese Vorbereitungsphase so einiges vor. Jedes Jahr habe ich das Gefühl, dass der Sommer buchstäblich an mir vorbeifliegt.

Je näher der Saisonstart rückt, desto bewusster beginnt man den eigenen Körper und das Befinden wahrzunehmen. Es kann eine Vorsicht aber andernfalls auch einen gewissen Stress erzeugen. Bin ich gut vorbereitet? Habe ich meine Aufgaben erledigt? Bin ich in Form? Fühle ich mich bereit für die Wintersaison? Haufenweise Fragen kommen auf.


Dieses etwas komische, unruhige Gefühl vor der Saison habe ich trotzdem immer sehr gemocht. Auch habe ich in den letzten Jahren gelernt, diese Spannung für und nicht gegen mich zu verwenden. Auch wenn es noch einige Wochen bis zum Saisonstart sind, noch zahlreiche Schneetrainings davorstehen und auch noch Geduld gefragt ist, ist es nicht die Zeit für grosse Veränderungen. Es ist Zeit, auf einen erfolgreichen Sommer zurückzublicken und auf seine Fähigkeiten zu vertrauen. Die Überzeugung, genau das Richtige getan zu haben und an der Startlinie bereit zu stehen, sind sehr bedeutsam. Wenn diese unruhige Stimmung zum eigenen Vorteil genutzt werden kann, erzeugt dies ein Gefühl von Stärke, Bereitschaft, Selbstvertrauen und grosser Vorfreude. Diese Schlüsseleigenschaften sind für einen erfolgreichen Saisonstart essentiell und bieten optimale Voraussetzungen für eine perfekte Einstellung zum Start der Wettkampfsaison.


Auf die aktuelle Situation bezogen kommt in diesem Jahr ein spannender Faktor hinzu. Es herrscht nicht nur im Alltagsleben, sondern auch im Sport eine enorme Ungewissheit. Anlässe und Veranstaltungen werden verschoben oder abgesagt. Es ist ungewiss, was die Zukunft mit sich bringt und wie lange dieses Virus noch auf der Frontseite aller Nachrichtenportale erscheint. Vor einem Jahr hätten wir jemanden für verrückt erklärt, wenn er uns beschrieben hätte, wie der Sommer 2020 ausschauen würde. Daher ist, so denke ich, eine gewisse Flexibilität im Kopf notwendig. Die Vorbereitungen müssen gleichermassen professionell erfolgen, um am Tag X bereit zu sein. Gleichermassen müssen wir aber auf Veränderungen, Anpassungen, Verschiebungen oder sogar Absagen gefasst sein. Ohne diskutieren zu wollen, ob das ganze Vorgehen sinnvoll ist oder nicht, sehe ich es als Chance, dieses Muster der Selbstverständlichkeit einmal zu brechen. Es ist eine Chance, Dinge wieder bewusster wahrzunehmen, dankbarer sowie innovativer und flexibler zu sein.

Fabiana Wieser

Fabiana Wieser ist 26 Jahre alt und gebürtige Unterengadinerin. Sport war schon immer ihre grosse Leidenschaft. Zu Beginn war sie oft auf den Skipisten unterwegs, bis sie schliesslich ihre Passion zum Ausdauersport, aber insbesondere zum Langlaufsport, entdeckte. Sie absolvierte das Gymnasium am Hochalpinen Institut in Ftan und hat in dieser Zeit unter anderem die Spitzensport RS in Magglingen absolviert.