17.03.2020 Redaktion Engadiner Post 3 min

Wussten Sie, dass die Schweiz eines der grössten und ausgedehntesten Schienennetze des Kontinents aufweist? Und dass täglich 1,25 Millionen Personen in der Schweiz Zug fahren? Einer dieser bin ich, denn ich fahre gerne Zug. Eher steige ich in einen Zug als dieselbe Strecke mit dem Auto hinter mich zu bringen. Nu, weil du nicht Auto fahren kannst, werden meine Familie und Freunde jetzt sagten. Ja, vielleicht ist das so. Fahren kann ich, gut fahren weniger. Im Moment verbringe ich recht viel Zeit in verschiedenen Zügen, S-Bahnen und weiteren auf Schienen fahrenden Untersätzen. Aktuell beispielsweise auf dem Weg nach Zürich. An den Weg habe ich mich schon gewöhnt. Daran, auf dem Boden zu sitzen,auch. An die Touristen in Skikleidern, welche ihre Füsse neben mir entblössen (noch) nicht. Benebelt von den Gasen schaue ich mich ein wenig um, als ich auf dem Boden ein kleines Stück Papier entdecke: Ein Kinderticket der Rhätischen Bahn. Nummer 36'579. Gelb leuchtend lacht mich ein Cla Ferrovia, der RhB Kinderkondukteur an, als in meinem Kopf eine Erinnerung aufkommt. Können Sie sich noch an Ihre erste Zugfahrt erinnern? An das erste Kinderticket, welches der Zugbegleiter Ihnen entgegengestreckt hat und es sofort zum Tageshighlight wurde? Meine erste Zugfahrt war vor über 15 Jahren. Ich war mit meinem Bruder und meiner Mutter bei Nona in Ardez zu Besuch, als diese uns Geschwister noch zum Znacht einlad. Meine Mutter meinte damals, wir könnten anschliessend ja mit dem Zug nach Hause. Sie ahnte damals nicht, welche Aufregung sich bei uns ausbreiten würde. Nach einigen "vaischlas da mailinterra" ging es dann zum Bahnhof, wo der Zug schon auf uns wartete und wir unter prüfendem Blick unserer Grossmutter einsteigen durften. Je nach Verbindung dauert eine Fahrt nach Scuol acht bis neun Minuten. Fast zehn Minuten durch die Dunkelheit der Tunnels, über Brücken, durch Wälder. Bis der Zug komischerweise nach einigen Minuten schon hielt. "Sind wir schon da?" Draussen war es stockdunkel. Angst machte sich breit: "Was, wenn das Scuol ist und wir danach nach Samnaun fahren?" zu meiner Verteidigung: Von Ftan Baraigla wusste ich dazumal noch nichts. Erleichtert kamen wir dann einige Minuten später in Scuol an, natürlich mit einem - damals roten - Kinderticket vom Kondukteur. Solche Erinnerungen sind aufregend. Vor allem, wenn sie von einem winzigen Detail wieder erweckt werden. Und wer weiss, vielleicht wird meine frühere Angst in naher Zukunft noch Realität, und der Zug fährt wirklich nach Samnaun oder Nauders? Klar ist, dass sich einige Sachen nie ändern. Ich war überglücklich, dass der Zug angehalten hatte und ich endlich in Zürich angekommen war. Leider waren wir erst in Sargans.

Redaktion Engadiner Post

Wie geht es auf einer Redaktion zu und her? Inbesondere an einem Produktionstag? Was macht ein Redaktor/eine Redaktorin den lieben langen Tag? Und was braucht es, von der Idee bis zum vollständigen Bericht in der Zeitung? Über diese und weitere Themen lesen Sie regelmässig im Redaktionsblog der «Engadiner Post/Posta Ladina».