24.12.2019 Franco Furger 3 min

Mögen Sie Weihnachtsgeschichten? Zum Beispiel wie ein reicher, geschäftiger und selbstsüchtiger Mann durch eine wundersame Begegnung einen Sinneswandel erfährt, Friede im Herzen findet und sich endlich darauf besinnt, was wirklich zählt: die Familie, Freundschaft und Gemeinschaft. Oder wie ein einsames und trauriges Mädchen, das verstossen, ausgelacht und gehänselt wird, plötzlich Freunde findet und Liebe erfährt. Oder wie ein Obdachloser trotzdem voller Hoffnung und Zuversicht ist und so zum Segen für andere Menschen wird, denen es vermeintlich viel besser geht als ihm. Eigentlich bin ich kein sentimentaler Typ, aber solche Geschichten mit Happy End und überraschenden Wendungen, die Friede, Liebe und Hoffnung in die Herzen der Menschen bringen, berühren auch mich. Also nutzte ich das zu Ende gehende Jahr, um die Weihnachtsgeschichte im Original zu lesen, denn das Original ist schliesslich das Beste. Das Original steht in der Bibel. Ich stellte mich auf eine längere Lektüre ein, da die Bibel ein ziemlich dickes Buch und die Geschichte mit dem Jesuskind, das in der Futterkrippe liegt, die berühmteste Bibelgeschichte ist. Diese ist bestimmt detailreich und auf vielen Seiten niedergeschrieben, dachte ich. Doch ich irrte mich, die Geschichte wie Jesus in Betlehem auf die Welt kommt, wird nur kurz und knapp dargestellt. Sie steht im Buch Lukas und findet auf einer Buchseite Platz. Der Kern der Weihnachtsgeschichte ist nur gerade zwei Verse lang: «In Bethlehem kam für Maria die Stunde der Geburt. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall, denn im Gasthaus hatten sie keinen Platz bekommen.» Mit weniger Worten kann man dieses welthistorische Ereignis nicht umschreiben. Das einzig erwähnte Detail ist, dass Maria und Josef keinen Platz im Gasthaus fanden. Die Bibel beschreibt nicht die gemütliche und fröhliche Stimmung im Stall mit Esel, Ochse und Engeln, wie wir sie von den Krippendarstellungen kennen, sondern betont, dass Maria und Josef einen bequemeren Geburtsort für ihren Sohn vorgezogen hätten. Von Engeln lese ich dann in den nachfolgenden Versen. Es steht, dass ein «Engel des Herrn» die Schafhirten vor dem Dorf besuchte, um ihnen eine Botschaft zu überbringen. Der Engel sagte ihnen: «Fürchtet euch nicht, denn ich bringe eine gute Botschaft für alle Menschen! Heute Nacht ist der versprochene Retter zur Welt gekommen, es ist Christus der Herr. Und daran könnt ihr ihn erkennen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe liegt.» Und plötzlich waren die Hirten von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten: «Ehre sei Gott im Himmel! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.» Die Hirten bekamen auf spektakuläre Art und Weise die allererste Weihnachtsgeschichte erzählt. Sie erfuhren von den Engeln, dass es Jesus ist, der Friede, Liebe und Hoffnung in die Herzen der Menschen bringt. Die Hirten liefen darauf so schnell sie konnten ins Dorf, um das Kind mit eigenen Augen zu sehen, und sie erzählten anschliessend allen Leuten, was sie erlebt und gesehen hatten. Zweitausend und zwanzig Jahre später erzählen wir einander immer noch gerne Weihnachtsgeschichten, doch manchmal umhüllen wir sie mit allzu viel Kitsch und Kommerz, sodass die eigentliche Botschaft nicht mehr deutlich wird: Jesus ist der Grund, warum es sich lohnt, an Frieden und Liebe zu glauben und auf Wunder und das Gute in dieser Welt zu hoffen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr. 

Franco Furger

Franco Furger ist in Pontresina aufgewachsen und hat am Lyceum Alpinum Zuoz die Matura absolviert. Danach tourte er als Profi-Snowboarder um die Welt und liess sich zum Journalisten ausbilden. Er arbeitete als Medienkoordinator bei Swiss Ski, Redaktor bei der Engadiner Post und World Cup Organisator bei der Corvatsch AG. Im Sommer 2017 bloggte Franco über seine Erlebnisse als «Chamanna Segantini-Hüttenbub». Die Liebe führte ihn dann in die Stadt Luzern, wo er die Sonne und die Bündner Berge vermisste. Nun lebt er als freischaffender Texter mit Frau und Sohn in Laax.