11.05.2016 Anne-Marie Flammersfeld 6 min

Die Regale in den Sportgeschäften sind voll mit Schuhen in den buntesten Farben und Formen. Man kann zwischen so vielen Modellen und Marken auswählen, dass es einem ganz schwindelig wird. Nachdem Jahrzehnte lang gepredigt wurde, dass ein Schuh den Fuss beim Laufen unterstützen muss, wurden die Modelle mit Gelkissen, Luftkissen und Federn ausgestattet. Sie wurden erhöht, verstärkt und gehärtet. Nur damit der Fuss eines nicht macht: sich natürlich bewegen. Wie häufig hört man bei der Beratung im Sportgeschäft, dass man ein „Überpronierer“ sei oder einen Knickfuss habe oder dass der Fuss unbedingt gestützt werden müsse. Und ehe man sich versieht, hat das Verkaufspersonal wie im Schlaf das passende Modell parat gestellt, auf dem der Kunde wie auf Federn läuft. Meistens handelt es sich um ein Modell, welches den Fuss dann in den oben genannten Bereichen unterstützen soll und mit allerhand Material ausgestattet ist. Meistens handelt es sich um einen dicken Keil, welcher in der Innenseite des Schuhs den Fuss dazu zwingt, nicht mehr nach innen abzuknicken. Aber diese sogenannte Pronation hat ja eigentlich den Sinn, dass der Fersenaufprall vermindert wird. Biomechanisch erklärt es sich so, dass der Fuss beim Aufprall absichtlich etwas nach innen knickt, um die eingehenden Kräfte abzufedern. Wenn nun aber der Schuh in genau dem Bereich eine starke Einschränkung aufweist, ist die logische Schlussfolgerung ein nicht mehr natürliches Abrollverhalten. Und noch interessanter ist, dass durch einen massiv gedämpften Fersenbereich der Anstieg an Achillessehnenbeschwerden sogar zugenommen hat. Das dicke Kissen unter der Ferse ist also nichts mehr als unnötiger Ballast auf dem der Fuss sich ausruhen kann und das unnatürliche Fersenlaufen gefördert wird. Und was soll man jetzt für einen Schuh kaufen? Am besten gar keinen. Denn unser Fuss ist von der Natur aus eigentlich so konstruiert, dass er keine Stütze braucht. Wer jetzt voreilig alle Schuhe aus dem Fenster wirft und nur noch barfuss läuft, wird allerdings sein blaues Wunder erleben. Wenn der Fuss jahrelang in einem gestützten Schuh gelaufen ist, muss er das Laufen ohne „Hilfe“ erst wieder lernen. Aber was schreibe ich hier die ganze Zeit nur von der Fussmuskulatur? Zum Joggen gehören noch so viele andere Muskeln, die bei einer Laufschuhberatung häufig vergessen werden. Wer einen Laufschuh kauft, sollte eigentlich die Chance bekommen, dass alle Muskeln durchgecheckt werden und sich der Fokus auf die gesamte Bewegungskette ausweitet. Wer nur auf die Füsse schaut, sieht vielleicht nicht, dass eine zu schwache Gesässmuskulatur der Anfang aller Fehlbelastungen ist. Oder umgekehrt formuliert: wer als Anfänger mit einem gut gefederten und gedämpften Superschuh direkt mal 20 Kilometer laufen geht, darf sich nachher nicht wundern, wenn alles weh tut. So ein Superschuh verleiht nämlich keine Superkräfte. Die muss man sich durch andere Übungen antrainieren. Und wer dann Superkräfte hat, braucht eigentlich auch keinen Superschuh mehr... Hier noch ein Link zu einer aktuellen Diskussion der Schuhartikelindustrie: http://www.achim-achilles.de/ausruestung/laufschuhe/30546-tipps-laufschuhe-kaufen-zehn-fragen.html Und noch ein Tipp von mir: In einem Laufladen ca. 5-10 Paar passende Schuhe raussuchen lassen, Augen verbinden und einfach die Schuhe blind testen. Somit liegt der Fokus auf dem Empfinden und nicht auf Marke oder Farbe Und noch mein Musiktipp: Radiohead „Burn the Witch“

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Beim Kauf eines Laufschuhs gibt es einiges zu beachten, so dass der Superschuh auch Superkräfte verleiht!

Die Regale in den Sportgeschäften sind voll mit Schuhen in den buntesten Farben und Formen. Man kann zwischen so vielen Modellen und Marken auswählen, dass es einem ganz schwindelig wird. Nachdem jahrzehntelang gepredigt wurde, dass ein Schuh den Fuss beim Laufen unterstützen muss, wurden die Modelle mit Gelkissen, Luftkissen und Federn ausgestattet. Sie wurden erhöht, verstärkt und gehärtet. Nur damit der Fuss eines nicht macht: sich natürlich bewegen. Wie häufig hört man bei der Beratung im Sportgeschäft, dass man ein „Überpronierer“ sei oder einen Knickfuss habe, oder dass der Fuss unbedingt gestützt werden müsse. Und ehe man sich versieht, hat das Verkaufspersonal wie im Schlaf das passende Modell parat gestellt, auf dem der Kunde wie auf Federn läuft. Meistens handelt es sich um ein Modell, welches den Fuss dann in den oben genannten Bereichen unterstützen soll und mit allerhand Material ausgestattet ist. Meistens handelt es sich um einen dicken Keil, welcher in der Innenseite des Schuhs den Fuss dazu zwingt, nicht mehr nach innen abzuknicken. Aber diese sogenannte Pronation hat ja eigentlich den Sinn, dass der Fersenaufprall vermindert wird. Biomechanisch erklärt es sich so, dass der Fuss beim Aufprall absichtlich etwas nach innen knickt, um die eingehenden Kräfte abzufedern. Wenn nun aber der Schuh in genau dem Bereich eine starke Einschränkung aufweist, ist die logische Schlussfolgerung ein nicht mehr natürliches Abrollverhalten. Und noch interessanter ist, dass durch einen massiv gedämpften Fersenbereich der Anstieg an Achillessehnenbeschwerden sogar zugenommen hat. Das dicke Kissen unter der Ferse ist also nicht mehr, als unnötiger Ballast auf dem der Fuss sich ausruhen kann und etwas, das unnatürliches Fersenlaufen fördert. Und welchen Schuh soll man jetzt kaufen? Am besten gar keinen. Denn unser Fuss ist von Natur aus eigentlich so konstruiert, dass er keine Stütze braucht. Wer jetzt voreilig alle Schuhe aus dem Fenster wirft und nur noch barfuss läuft, wird allerdings sein blaues Wunder erleben. Wenn der Fuss jahrelang in einem gestützten Schuh gelaufen ist, muss er das Laufen ohne „Hilfe“ erst wieder lernen. Aber was schreibe ich hier die ganze Zeit nur von der Fussmuskulatur? Zum Joggen gehören noch so viele andere Muskeln, die bei einer Laufschuhberatung häufig vergessen werden. Wer einen Laufschuh kauft, sollte eigentlich die Chance bekommen, dass alle Muskeln durchgecheckt werden und sich der Fokus auf die gesamte Bewegungskette ausweitet. Wer nur auf die Füsse schaut, sieht vielleicht nicht, dass eine zu schwache Gesässmuskulatur der Anfang aller Fehlbelastungen ist. Oder umgekehrt formuliert: wer als Anfänger mit einem gut gefederten und gedämpften Superschuh direkt mal 20 Kilometer laufen geht, darf sich nachher nicht wundern, wenn alles wehtut. So ein Superschuh verleiht nämlich keine Superkräfte. Die muss man sich durch andere Übungen antrainieren. Und wer dann Superkräfte hat, braucht eigentlich auch keinen Superschuh mehr...   Hier noch ein Link zu einer aktuellen Diskussion der Schuhartikelindustrie: http://www.achim-achilles.de/ausruestung/laufschuhe/30546-tipps-laufschuhe-kaufen-zehn-fragen.html Und noch ein Tipp von mir: In einem Laufladen ca. 5 bis 10 Paar passende Schuhe raussuchen lassen, Augen verbinden und einfach die Schuhe blind testen. Somit liegt der Fokus auf dem Empfinden und nicht auf Marke oder Farbe. Und noch mein Musiktipp: Radiohead „Burn the Witch“

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com