26.05.2019 Anne-Marie Flammersfeld 5 min
Foto: shutterstock.com/NeonShot

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Eigentlich wollte ich diesen Blog über die positiven Effekte des Saunierens schreiben. Als Bloggerin mit dem Ressort Sport und Outdoor liegt es auch nahe, dass ich mich über alte und neue Trends in Sachen Erholung auskenne. Saunieren geniesst ja den Ruf allerlei gesundheitsfördernder Wirkungen. Ich finde allerdings, dass der Akt des Saunierens längst nicht so spannend ist, wie die zwischenmenschlichen Begegnungen, die einem zwischen Handtuch und Holzbank widerfahren. Als regelmässige Saunagängerin könnte ich eine ganze Enzyklopädie darüber verfassen. Bei meinem letzten Saunabesuch, den ich ausnahmslos zu Recherchezwecken der vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften des Saunieren machen wollte, trat jedoch das menschliche Verhalten wieder einmal exorbitant in den Vordergrund.  Sie müssen sich das Szenario wie folgt vorstellen: Nachdem mir der Aufenthalt in der 90-Grad heissen Hölle alle Poren öffnen lässt, das Herz bis zum Hals schlägt und der Schweiss noch die Sicht meiner Augen trübt, lasse ich mich dezent und unauffällig, obwohl ich einen leuchtturmfarbenen rot-weissen Bademantel trage, auf die Liege im Ruheraum fallen. Ich strecke meinen Körper aus und registriere nur, dass im vorderen Teil des Raums noch vier weitere Personen liegen. Nach kurzer Zeit verlassen zwei Personen den Raum. Und das Pärchen, welches noch anwesend ist, fängt plötzlich lautstark an, über den Inhalt eines Romans, den die Frau liest, zu diskutieren. Ich gehe davon aus, dass die Herrschaften keine Ahnung haben, dass ich mich auch noch im Raum befinde. Anstatt etwas zu sagen, nehme ich die Situation einfach nur wahr (so viel zum Thema Achtsamkeit) und schmunzle unwillkürlich in mich hinein. Absolute Situationskomik. Nach zirka fünf Minuten lautstarken Dialogs, machen sie sich für einen weiteren Saunagang parat. Unweigerlich müssen sie an mir vorbei und als ihre Hirne nach gefühlten zwanzig Sekunden erkennen, dass ich dort liege, stösst die Frau einen lauten Schrei aus. Ich kann mir den Bauch vor Lachen kaum mehr halten und höre sie nur noch Entschuldigung sagen und «Ich habe Sie gar nicht gesehen.» Das lässt das Fass überlaufen und ich kriege mich vor Lachen nicht mehr ein. Lachen. Was gibt es Schöneres. Was kann einen, selbst wenn es sieben Tage regnet, einfach erheitern? Ich habe dazu ein bisschen recherchiert und bin auf interessante Fakten gestossen: Wussten Sie, dass Kleinkinder bereits ab dem zweiten Monat eine Art von Lachen zeigen können, wenn sie ein Gesicht wiedererkennen? Im Vergleich zu Kindern sind wir Erwachsene richtige Spassbremsen: Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag, wohingegen wir alten Hasen es gerade mal auf zehn bis zwanzig Lacher pro Tag schaffen. Was ist denn da bittschön passiert?! Es gibt sogar eine eigene Wissenschaft, die sich mit Lachen beschäftigt. In der „Gelotologie“ beschäftigen sich Forschende rund um die körperlichen und mentalen Auswirkungen des Lachens. Meistens lachen wir, weil etwas komisch ist oder weil wir Freude empfinden. Aber das Lachen kann unter anderem auch ein Ausdruck von Aggression sein (Auslachen), als nervöses Überspielen von unangenehmen Situationen oder als Gruppenzwang (wenn alle lachen) verstanden werden. Lachen wirkt in der Regel aber auch ansteckend. Versuchen Sie mal nicht zu lachen, wenn sich jemand vor Lachkrämpfen wie ein hysterischer Gaul auf dem Boden wälzt und nur noch glucksende Töne ausspucken kann. In Tansania gab es 1962 in Schulen eine richtige Epidemie von Lachanfällen, so dass diese Schulen für mehrere Monate geschlossen werden mussten (Link Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Tanganjika-Lachepidemie) Oder unterdrücken Sie mal einen Lachanfall, wenn es die Situation nicht erlaubt (https://www.youtube.com/watch?v=C_Ffie4HO4k ). Lachen und Stillhalten schliessen sich übrigens aus. Bei einem Lachanfall sind rund 300 Muskeln aktiv und es schüttelt sich manchmal der ganze Körper wie ein zusammenfallender Ameisenhaufen. Wenn ein Witz als solcher vom Hirn verstanden wird, belohnt es sich quasi selbst, da durch das Lachen eine ganze Reihe positiver Hormone als Folge ausgeschüttet werden. Kichern, kullern, feixen und prusten regt zudem das Immunsystem an und bringt vermehrt Sauerstoff in den Kreislauf. Lachen ist also unglaublich gesund. Lachen verschafft auch neue gedankliche Perspektiven. Es verändert die Gedankenwelt dahingehend, dass Situation und Verhalten von einem anderen Standpunkt betrachtet werden können. Mit einem herzhaften Lachen lockert sich das geistige Oberstübchen und man sieht die Welt etwas entspannter. Lachen hat eine Wechselwirkung auf Person und Umwelt. Ja, genau! Wenn ich lache, nehme ich meine Umwelt fröhlicher und positiver wahr und diese positiven Vibrationen kommen dann als solche zu mir zurück. Mittlerweile gibt es Humorberater, Gelächterzimmer, Lachyoga und Humortherapeuten. Ich frage mich wieder, was da bloss passiert ist auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen. Wo ist unser Humor geblieben? Was hat ihn zur Strecke gebracht und in die hinterste Ecke unseres Hirns mit Zahlenschloss versteckt. Ist unsere erwachsene Gesellschaft derweil so spassbefreit, dass es nichts mehr zu lachen gibt? Oder sind wir einfach mit so vielen anderen Handys, äh... Dingen beschäftigt, dass wir lustige Situationen um uns herum gar nicht mehr wahrnehmen? Vielleicht kann man ja im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeiung lustige Situationen aktiv im Leben begegnen. Ich bin gespannt, ob sich die Blogleserschaft ab sofort auf die Suche nach komischen, seltsamen oder verrückten Situationen macht, um dann mit schallendem Gelächter zu prusten: hahaha, hihihi, hohoho! Wenn es mit dem Lachen auf Anhieb nicht gleich klappt, dann kommt hier immerhin etwas zum Schmunzeln: https://www.youtube.com/watch?v=Ic-7NDqpuYo

Anne-Marie Flammersfeld

Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.
www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com