06.03.2018 Alexandra Wohlgensinger 3 min
Foto: Alexandra Wohlgensinger

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Flexibilität ist auch beim Reisen das A und O – gerade, wenn man zum anderen Ende der Welt fliegt. Für unseren siebenwöchigen Trip nach Neuseeland haben wir geplant, ja, aber nur das essenzielle: den Hin- und Rückflug und den Van den wir für die Zeit gemietet haben. Und selbst diese minimale Planung scheint schon etwas viel für die Launen des Universums gewesen zu sein. Der Grund: Ein Zyklon. Ich hole dann mal etwas aus. Im Flugzeug von Dubai nach Sydney haben mein Freund und ich eine flotte Sitznachbarin die sich anscheinend etwas mehr auf ihren Trip vorbereitet hat als wir. Wir in der Annahme: Es ist Sommer in Neuseeland also wird die Sonne schon scheinen, haben also logischerweise auch nur Sommerkleider in unserem spartanisch gepackten Handgepäck. Die vorbereitete Sitznachbarin hat zuvor jedoch den Wetterbericht für ihre Reisedestination gecheckt und informiert uns, dass in Neuseeland wohl gerade ein Zyklon erwartet wird. Sturm und Regen, und das am Tag an welchem wir landen sollten – suboptimal. Und da ein Zyklon nicht gerade das, was du dir in einem Landeanflug nach einer 40-Stunden-Reise wünschst, ignorieren wir das mal flott. Ja die Landung war etwas holprig, nichts ungewöhnliches aber, so dass wir die Zyklonwarnungen der Sitznachbarin schon wieder vergessen haben. Planlos wie wir sind checke ich in der Warteschlange am Zoll mal zufällig, bis wann wir unseren Van – respektive unser Haus – abholen können. Ich also mit einer beachtlichen Anzahl Menschen, die sich kaum vorwärts bewegt, vor mir stelle fest, dass die Autovermietung in knapp einer Stunde schliesst. Und als wir dann mit der Autovermietung telefonieren erfahren wir, dass ganz Christchurch wegen dem Zyklon in Ausnahmezustand ist und er uns sowieso nicht empfehlen würde, im Van zu übernachten. Der Plan landen, Van abholen und nach Queenstown zu fahren steht also auf Messers Schneide. Und der Planwechsel, spontan eine Unterkunft zu finden will auch nicht gelingen: Wegen des ausgerufenen Notstandes sind sämtliche Betten ausgebucht. Hm! Kiwiland wäre jedoch nicht Kiwiland, wenn der Autovermietungsmann nicht laid-back genug wäre und für uns einfach mal etwas Überstunden schiebt und auf uns wartet, so dass er uns mit dem Miet-Campervan in den Sturm entlassen kann. Als wir die Mietformalitäten ausfüllen wird prasselt der Regen immer stärker gegen die Fenster und Autovermietungsmann meint nur: Meidet unbedingt kleine Strassen und geht in Richtung Süden so schnell wie möglich, da soll der Sturm schwächer ausfallen. Wir also, völlig übermüdet machen uns auf und den stürmischen Regen. Im nächsten grösseren Dorf suchen wir etwas Unterschlupf in einem Supermarkt-Parkplatz. Tiptop. Etwas Regen aber nichts Aussergewöhnliches passiert und wir schlafen wie Babys flotte zwölf Stunden durch. Am nächsten Morgen scheint auch der Sturm vorüber zu sein. Das Ausmass wird uns erst dann bewusst: Strassen sind gesperrt, überflutet, die Zeitung berichtet von Flughafensperrungen und Apokalypse ect. Sogar zu Hause in Europa scheint man in den Nachrichten von Zyklon «Gita» gehört zu haben, erreichen uns doch besorgte SMS. Wir landeten so quasi im Auge des Sturmes und haben fast nichts davon mitbekommen. Also planbar, wäre das wohl kaum gewesen...

Alexandra Wohlgensinger

«Riding bikes is my life! Du bist mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit nur hier und genau in diesem Moment, in dieser einen Sekunde. Alles was gestern war oder später sein wird, ist völlig egal.»
Nachdem ich mir einen Traum erfüllt habe und zwei Jahre lang mit meinem Bike durch die Welt gereist bin, kam ich wieder zurück ins Engadin, um mich auf meine Rennkarriere zu fokussieren.
Letzte Saison hatte ich genügend Punkte um beim UCI Downhill Weltcup mitzufahren. Sich zum ersten Mal mit den besten Downhillerinnen der Welt war eine unglaubliche Erfahrung.
Um dieses Jahr im Weltcup voll durchzustarten und mich voll auf die Rennen konzentrieren zu können, habe ich meine Stelle als Redaktorin bei der Engadiner Post aufgegeben. Gemeinsam mit Katze «Luna» und meinem Freund, der mich als Mechaniker, Coach und «Männchen-für-alles» unersetzlich bei den Rennen unterstützt, lebe und trainiere ich in Sta. Maria im Val Müstair.
Und wenn wir mit unserem Van «Verity» nicht gerade an einem Rennen oder im Training irgendwo in Europa sind, dann findet man uns ziemlich sicher in unserer so-quasi Zweitheimat Neuseeland.