27.11.2017 Carla Sabato 3 min
Dies ist übrigens keine Produktplatzierung! Bild: Carla Sabato

Dies ist übrigens keine Produktplatzierung! Bild: Carla Sabato

An einem kalten, feuchten und dunklen Novemberabend wurde meine Weltsicht radikal auf den Kopf gestellt:  1.  Gerber Fondue schmeckt gar nicht so schlecht. 2.  Auch Architektur-Studenten sind Studenten. Normalerweise befinde ich mich in Gesellschaft von Geschichts- Germanistik- Ethnologie- Soziologie- Politologie- oder Publizistik-Studenten. Alle unterscheiden sich hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes oder ihrer Lieblingswörter, sind aber in ihrem Inneren alle gleich. Studenten halt. Alle sind mit der täglich niederdonnernden Pflichtlektüre, Kaffee, Bibliotheken, Mensa-Apps oder Powernaps beschäftigt. Architektur-Studenten an sich kannte ich nur in Form von Mitbewohnern: prinzipiell abwesend. Ein Fondue unter Architekten zeigte allerdings, dass die ganze Thematik etwas vielschichtiger ist. Architektur-Studentinnen sind meist komplett in Schwarz gekleidet. Die männlichen Gegenstücke dazu nur während der Arbeit. (so ein Insider) Sie mögen Wein, und kulinarische Höhepunkte wie Pizza oder Fondue. So weit so gut. Die erste Teilnahme an einer Architekten Gesprächsrunde liess mich aber hoffnungslos untergehen - wie ein Stück Brot welches von der Gabel ins Fondue fällt und nicht mehr gesehen ward. Hier nun Bruchstücke der Unterhaltung, die mir im Kopf hängen geblieben sind: -Urban Design morgen früh? -Ja. Bogota und Curacao waren echt gut. Sarajevo hab ich aber nicht so verstanden - hatte den politischen Background nicht so. -Stimmt.  ich mach dieses Semester eh nur 3 Projekte. Muss ja noch die 2 Blöcke wiederholen. -Versteh ich. - letzte Woche hatte ich kein warmes Wasser. -was? im ASVZ oder im Hill? -nein zuhause. im Hill gabs bis jetzt immer warmes Wasser. -wo sind denn da die Duschen? -Da bei Koje 1 und 2, neben den Toiletten. -Hey, wir hatten mal einen Vogel in unserer Koje. -Was?! Ihr hattet einen Vogel oder die Koje? -Na die Koje! Aber der war nach 2 Tagen wieder weg. -Warum gabs auf dieser Folie eigentlich so viele nackte Menschen? Was hatte das mit dem Thema zu tun? -ist doch ganz einfach: Corbusier hat früher Pläne von Hand gezeichnet, heute machen wir das per Computer. Der nächste Schritt war Fondue mit Früchten (?), und eine Auswahl von Spielen. Zuerst mit Würfeln, bis jemand das Geräusch der klirrenden Würfel in der Superhelden- Tasse nicht mehr hören konnte. Dann ging das ganze über zu einem eher feucht-fröhlichen Spiel mit Jasskarten. Von da an drehte sich das Gespräch von Reimen: Huus, Pfuus, Schnuus - „was ist das denn?“ zu Bakterienkolonien: E-Coli, und noch ein anderes - ein Zahnbakterium?
Zu verschiedenen Farben: Magenta-Blau, Thymian-Blau, Mahagoni-Braun, 443-2 usw., bis die Sätze nur noch mit einem „Mann!“ beendet wurden.
Zum Schluss folgte die ultimative Art und Weise, einen Schluckauf loszuwerden. Ganz hoch im Trend war die Methode flach auf dem Rücken, und die Beine und Arme in die Luft gestreckt. Überflüssig zu erwähnen, dass sich mittlerweile alle den Bauch hielten vor Lachen.  Langsam dämmerte mir, dass die Differenzen zwischen uns doch gar nicht so gross waren: Die Fähigkeit mit vollen Bäuchen und nach ein paar Gläsern Wein über die banalsten Dinge zu lachen, bleibt wohl allen Studentenarten gemein. Denn wie ein weiser Mann namens Müslüm in einem Interview mit der Engadiner Post einst sagte: Vor dem Fondue sind wir alle gleich.

Carla Sabato

Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.