03.10.2017 Carla Sabato 3 min
Von links nach rechts: jüngstes, ältestes, mittleres Kind. Bild: Carla Sabato

Von links nach rechts: jüngstes, ältestes, mittleres Kind. Bild: Carla Sabato

Schwestern sind…. und Brüder eigentlich auch! Das muss man sich mal vorstellen. Beides sind Geschwister. Und obwohl die Kategorisierung dieser zwei Personenarten so einfach scheint, ist die Realität doch komplexer.  Komplex ist vor allem das Gefüge unter den Geschwisterindividuen. Alles abhängig davon, ob man das älteste Kind, das Sandwichkind oder das Nesthäkchen ist. Ich spreche natürlich hier nur von Geschwistertrios. Jede Rolle hat ihre eigenen Funktionen. Als ältestes Geschwister ist man Babysitter, Ersatzelternteil, Geheimniswahrer für Dinge die niemand sonst wissen darf, Spassmacher (oder -bremse) oder Resonanzkörper für fantasievolle Phrasen. Zum Beispiel:„I am the coming into the chair!“ Diese Funktionen erfüllt man je nach Bedarf, abhängig davon wie hoch die Nachfrage gerade ist. Der Preis dafür steht natürlich nicht zur Debatte, das Ganze wird unentgeltlich angeboten. Manchmal kann es auch vorkommen, dass verschiedene Funktionen gleichzeitig eingefordert werden. Beispielsweise bei unserem letzten gemeinsamen Geschwisterabend. Alles fing ganz gesittet an, mit pochierten Eiern auf Toast, danach Schokolade. Während dem Abwasch erklang plötzlich ein seltsames Knuspern. Wir blickten uns um - und um die Ecke kam der Hund. Vor Freude wedelnd präsentierte er uns eine halbe Eierschale in seinem Mund. Salmonellen ahoi. Wo die herkam, keine Ahnung. Ich hatte allerdings keine Zeit, über plötzlich auftauchende Eierschalen zu sinnieren, denn von draussen drang ein Schrei an meine Ohren. „Caaaaarlaaaa, es ist was passiert!“
Passiert war, dass eines der jüngeren Geschwistermitglieder die Schale mit Küchenabfällen in den Kompostcontainer fallen gelassen hatte. Unmöglich das wieder rauszubekommen - weder mit Grillzangen, noch mit gutem Willen oder Hundestecken. Was blieb also übrig? Genau, den Container umstossen, den Inhalt rausholen bis man an die Schüssel kommt. Danach den Inhalt natürlich wieder einräumen. Zurück zum Abwasch. 
„Caaaarlaaaa, eine Spinnneeee!“
Ok. Staubsauger geholt, und so bewaffnet der Spinne entgegentreten. Untermalt vom Geschrei der zwei anderen, die Händchen haltend am Treppenanfang standen. 
„Mach dass sie stehen bleibt!, Halt sie aaaauuuuff!" Dann folgte der entspannte Teil: 4 Folgen Frau Iseli, dazu Kinder Pingui und Smarties. Schade nur dass niemand müde war, ausser ich. Nach Harry Potter vorlesen, Bauchmuskeltraining zu dritt und etlichen Diskussionen, willigten alle ein, ins Bett zu gehen. Siegestrunken und etwas ermattet sass ich nun auf der Bettkante. Da kam jemand zu mir: 
„Hey, Carla, ich muss schon sagen, niemand hat so viel Ahnung von Spinnen wie du.“
„Oh, naja, mit dem Staubsauger geht alles.“
„Kann ich in der Nacht zu dir kommen, wenn ich eine Spinne sehe?“
Vor meinem inneren Auge sah ich mich bereits mehrere Lagen Ohrstöpsel in den Gehörgang schieben, die Zimmertür abschliessen, (und selig schlafend) während draussen jemand panisch klopfte.
Aber nein. Ich gab auf und nickte. 
„Klar kannst du das."

Carla Sabato

Carla Sabato ist Studentin, ehemalige Praktikantin bei der Engadiner Post, Hobbyfotografin (liebend gerne in der Dunkelkammer), stolze Vegetarierin, Yoga-Praktizierende, Verfechterin gemässigter Klimazonen, Frühaufsteherin, Hundehalterin, Pragmatikerin, schwarze Rollkragenpullover Trägerin, Teilzeit Existentialistin, Raus-aber-richtig-Frau, schlechte Autolenkerin und Möchtegern-Vancouverite.